Buchempfehlung: Eike Immel – Die Biografie

Neuerscheinung auf dem Büchermarkt

Von Henry Mühlhausen

Mario Lars Bücher

Wenn Fußballfans den Namen Eike Immel hören, fällt ihnen in der Regel einiges ein: einer der besten deutschen Torhüter, der in der Bundesliga schon mit 17 Jahren sein Debut bei Borussia Dortmund erleben durfte und später zum VFB Stuttgart wechselte. Der dann 1992 mit dem VFB Stuttgart Deutscher Meister wurde und in der Nationalmannschaft von 1980 bis zu seinem Rücktritt 1988 im Tor stand.

Es dürfte aber auch die Rede sein von Glücksspielen, Spielschulden, Unfällen mit schnellen und teuren Autos, privater Insolvenz oder die Teilnahme Eike Immels im RTL Dschungelcamp. Damit also jede Menge Dinge, mit denen der Torhüter auch außerhalb des Spielfelds für reichlich Gesprächsstoff sorgte. 

Gemeinsam mit dem Dortmunder Journalisten Gregor Schnittker hat Eike Immel jetzt seine Biografie verfasst.
Am Montag, 25.4., haben Eike Immel und Gregor Schnittker das neue Buch im Deutschen Fußballmuseum offiziell präsentiert. Das Interesse an der Buchvorstellung war groß, denn das Fußballmuseum meldete „AUSVERKAUFT“. Eike Immel und Gregor Schnittker berichteten interessant über ihre gemeinsame Arbeit an dem Buch, das ein sehr gutes Beispiel – das sei schon jetzt gesagt – für eine funktionierende und konstruktive Teamarbeit geworden ist. Moderiert wurde die Veranstaltung vom Bochumer Autor Ben Redelings, der selbst bereits zahlreiche Fußballbücher veröffentlicht hat. Zu den Gästen bei der Buchpremiere gehörten auch etliche ehemalige BVB-Teamkollegen und Wegbegleiter von Eike Immel. So konnten u.a. als Gäste im Fußballmuseum begrüßt werden: BVB-Präsident Dr. Reinhard Rauball, die ehemaligen BVB-Kollegen Horst Bertram, Teddy de Beer, Siggi Held, Marcel Raducanu, Bernd Klotz, Amand Theis, Burkhard Segler und als ehemalige Trainer und Betreuer Reinhard Saftig, Walter Maahs, Heinz Keppmann und Gunnar Gerisch. Zweifellos ein Zeichen der enormen Wertschätzung gegenüber dem Ex-BVB-Keeper. 

Basis für Eike Immels Biografie waren zahlreiche Besuche von Gregor Schnittker bei Eike Immel, in welchen Eike Immel sein Leben und seine zahlreichen Stationen als Torwart und später als Trainer beschrieben hat. Und diese Stationen waren nicht wenige. Neben seinem Heimatverein Stadtallendorf, dem BVB, VFB Stuttgart, der deutschen Nationalmannschaft und Manchester City sind als Trainerjobs Beschäftigungen bei VFR Heilbronn, Beşiktaş Istanbul, Austria Wien, Fenerbahçe Istanbul und seit 2019 Eintracht Stadtallendorf zu nennen.  

Gregor Schnittker hat auch mit ehemaligen Weggefährten Eike Immels, gesprochen. Lothar Matthäus, Christoph Daum, Toni Schumacher, Sepp Maier und andere nehmen im Buch Stellung zum Torwart aber vor allem auch zum Menschen Eike Immel. 

Seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft sieht Eike Immel aus heutiger Sicht als falsch an.
Franz Beckenbauer hatte zum WM-Qualifikationsspiel gegen Finnland nicht Immel, sondern den Kölner Bodo Illgner als Torwart vorgesehen, worauf Immel seinen Rücktritt aus dem DFB-Team erklärte. „Eine völlig überzogene und falsche Reaktion von mir“ lautete seine Meinung dazu bei der Buchpräsentation im Fußballmuseum. Im Buch selbst wird Immel noch konkreter: „Wenn ich das nicht gemacht hätte, wäre ich zwei Jahre später Weltmeister geworden. So aber stand Illgner in Italien im Tor – und ich war nicht dabei. Wenn man sieht, wie souverän es Oliver Kahn 2006 hingenommen hat, obwohl er für mich der eindeutig stärkere Torwart im Vergleich zu Jens Lehmann war, dann muss ich sagen, dass das von mir damals eindeutig die falsche Entscheidung war.“

V.l.n.r.: Eike Immel, Ben Redelings und Gregor Schnittker

Natürlich wird in der Biografie auch der Privatmann Eike Immel abseits des Fußballplatzes beschrieben. Dabei kommen auch Themen zur Sprache, mit denen Eike Immel häufig die Schlagzeilen der Boulevardpresse ausfüllte. Angefangen von einem finanziell sehr unglücklich verlaufenen Bauherren-Modell, bei welchem Immel schon in den Anfangsjahren seiner Karriere viel Geld verlor, bis zu seinen finanziellen Schwierigkeiten mit Zahlungsunfähigkeit wird in der Biografie nichts verschwiegen oder geschönt. 

Dazu Eike Immel im Buch: „Es ist tatsächlich so gewesen, dass ich Tage gehabt habe, da habe ich morgens, wenn ich wach wurde, nicht gewusst: Wo bekomme ich ein Brötchen her, wo übernachte ich heute Abend und, da ich Medikamente brauchte, wo bekomme ich die her?“

Wie konnte es für den früheren Nationaltorhüter überhaupt so weit kommen?

Die Buchpräsentation im Fußballmuseum – Ausverkauft!

Eike Immel geht im Buch kritisch mit sich selbst zu Gericht. Aus heutiger Sicht gibt er zu, in vielen Dingen zu gutgläubig, zu leichtfertig und manchmal auch zu hilfsbereit gewesen zu sein. Dazu kamen  im Laufe der Jahre neue finanzielle Belastungen wie Kreditzinsen, weitere riskante Immobiliengeschäfte, Verpflichtungen aus zu schnell unterschriebenen Verträgen, Unterhaltszahlungen für Frau und Kinder, Spielschulden sowie der Umgang mit falschen Freunden. Der Hang Eike Immels und seiner Partnerinnen zu teuren Autos, Designer-Kleidung und luxuriösen Wohnungen ergaben dann zusätzliche hohe finanzielle Belastungen. Daneben machten ihm zunehmend massive gesundheitliche Probleme wegen seiner, durch den Sport schwer geschädigten Hüften, zu schaffen.    

Das Buch verdeutlicht aber auch die Macht der Boulevardpresse. Denn viele Berichte über Eike Immels angebliche Zocker-Mentalität und sein Privatleben haben sich im Laufe der Zeit als falsch erwiesen oder enthalten Aussagen, die aus dem Zusammenhang gerissen wurden und dadurch ein völlig falsches Bild über den Torhüter ergaben.                                     

Die jetzt erschienene Biografie ist auf alle Fälle ein Lesetipp. Sie zeigt, wie dicht im Fußball eine steil ansteigende Karriere und ein tiefer Fall zusammenhängen können. Und die Ursachen dafür sind unterschiedlich. Einerseits kann es eigenes Verschulden sein, andererseits können aber auch Gerüchte und verbreitete Unwahrheiten den Ruf derart beschädigen, dass es für die Betroffenen schwer bis unmöglich erscheint, aus dieser Situation wieder in ein ruhigeres privates und finanzielles Umfeld zu kommen. Für Eike Immel hat sich das Blatt hoffentlich wieder gewendet. Der gebürtige Hesse ist zu seinem Heimatverein Eintracht Stadtallendorf zurückgekehrt und arbeitet dort erfolgreich als Torwarttrainer und im Jugendbereich des Vereins.        

Eike Immel / Gregor Schnittker: „Eike Immel – die Biografie“

Verlag Die Werkstatt; Gebundene Ausgabe: 288 Seiten, 24,90 €

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