Wanderfischprogramm NRW: Europäischer Aal kehrt zurück in die Lippe

 Im Jahr 2022 werden 1,2 Millionen Jungtiere freigelassen

Sven Linneweber und Berthold Oberkönig vom Lippeverband entlassen einige Glasaale in die Lippe. Foto: EGLV

Wichtiger Beitrag für die Artenvielfalt: Der vom Aussterben bedrohte europäische Aal kehrt wieder zurück in die Lippe. Das Flusstier wird im Rahmen eines Projektes des Landesamtes für Natur, Umwelt- und Verbraucherschutz NRW (LANUV) in Kooperation mit dem Lippeverband in der Lippe besetzt. Das Ziel dieser Wiederauffüllungsmaßnahme an der Lippe ist es, dem Rückgang der Aale entgegen zu wirken. 1,2 Millionen Jungtiere werden allein im Jahr 2022 in NRW freigelassen.

Die Besatzmaßnahme ist Teil eines Projektes des Landesamtes für Natur, Umwelt- und Verbraucherschutz NRW (LANUV) zur Unterstützung der Bestände des europäischen Aals. Junge Aale legen, nachdem sie als Weidenblattlarven in der Sargassosee geschlüpft sind, über drei Jahre lang riesige Strecken von der Atlantikküste Nordamerikas bis nach Europa zurück. Dort angekommen wandeln sich die Jungtiere zu den hier beheimateten Glasaalen. Einen Großteil ihres Lebenszyklus verbringen sie dann in den Binnen- und Küstengewässern Europas und durchleben weitere Entwicklungsstadien. Die Wanderungen flussaufwärts – aber auch flussabwärts – sind jedoch vielerorts noch hürdenreich. So haben die Bestände in den vergangenen Jahrzehnten in den Fließgewässern Nordrhein-Westfalens dramatisch abgenommen. Heute lässt sich der europäische Aal – wie so viele weitere Tiere – auf der Rote Liste gefährdeter Tierarten unter der Kategorie „stark gefährdet“ wiederfinden.

Foto: BUND

Lippe als geeignetes Zielhabitat eingestuft
Die renaturierte Lippe wurde seitens des Landes als Vorranggewässer für den Aal und als geeignetes Zielhabitat eingestuft. So wurden gemeinsam mit dem Lippeverband am 8. Februar insgesamt 82.500 Exemplare von nur wenigen Zentimetern langen junger Glasaale in der Lippe freigelassen. Hier haben sie nun die Chance, zu gesunden Tieren heranzuwachsen – mit Längen von über einem Meter – und mit der Geschlechtsreife zurück in die Sargassosee zu wandern, um sich dort fortzupflanzen.

Mit der Renaturierung der Lippe und ihrer Nebengewässer entstehen neue Chancen für die Entwicklung einer gesunden, ökologisch wertvollen und artenreichen Region. Zahlreiche selten gewordene Tiere – wie Eisvogel, Otter oder Prachtlibelle – können schon heute wieder beobachtet werden. Wanderfische hingegen haben es jedoch trotz der deutlich gesteigerten Gewässerqualität aufgrund von Gewässerverbauungen in Form von Wehren als Wanderhindernisse noch schwer in der Lippe.

Diesen Hürden wirkt der Lippeverband entgegen, indem er Fischwege an den Wehren installiert, um die Fischdurchgängigkeit herzustellen. Aber noch nicht an allen Querbauwerken konnte der Weg für die Fische frei gemacht werden. Daher unterstützt der Wasserwirtschaftsverband gemeinsam mit verschiedenen Fischereifachbehörden und -verbänden die Bestände der selten gewordenen Fische – unter anderem Quappe und Maifisch – durch aktive Besatzmaßnahmen.

Hintergrund: die Biodiversitätsinitiative
Biodiversität ist ein Kernbestandteil des Programms „Lebendige Gewässer“, das im Emscher- und Lippe-Gebiet an Gewässern wie Auen sehr erfolgreich umgesetzt wird. Der Gewässerumbau wird dazu seit vielen Jahren durch ein intensives Monitoring begleitet, das z. B. die Entwicklung der gewässertypischen Fauna und Flora, darunter auch seltene oder gefährdete Arten, beobachtet.
Durch das Programm „Lebendige Lippe“ schafft der Lippeverband neue Habitate für eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt. Dadurch ist an der Lippe die Biodiversität erheblich gestiegen – ein herausragendes Projekt ist die renaturierte Lippe-Mündung in Wesel mit mehr als 600 nachgewiesenen Tier- und 425 Pflanzenarten. Die Artenvielfalt wird außerdem indirekt auch durch die Verbesserung der Wasserqualität, d. h. die Ertüchtigung der Reinigungsleistung der Klär- und Regenwasserbehandlungsanlagen, gefördert.

Quelle: EGLV

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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