Wenn Pferde kotzen – Eine Kolumne von Peter Grohmann

Wenn Pferde kotzen

Von Peter Grohmann

Buy now, pay later, sagte Dieter Hundt den Rotchinesen – natürlich auf chinesisch – und verkaufte ihnen sein Imperium. Allgaier? Auto teile und herrsche! Das wusste auch Weitschwimmer MaoTseTung. Ob sich die beiden je kannten, ist mir nicht bekannt, aber die Kapitalistenpresse schreibt im Jahr des Tigers, dass der Schwabe “die Chinesen lieben und schätzen” lernte (StZ vom 19.7.2022), Uiguren und Lieferketten hin, Menschenrechte her.

Eines Tages, ich warne Euch, machen die neuen Maos einen Lieferengpass am Hindukusch auf und wir steh’n mit offenem Mund auf unserer letzten Seltenen Erde.
Sei’s drum – buy now, pay later betet in Aserbaidschan nun auch EU-Präsidentin Ursula von der Leyen: Gas für Blut, Blut für Öl, Öl für Waffen, Waffen für Demokratie. Wir küssen auch korrupten Machthabern die Füße, wenn die Kasse stimmt, denn wir machen nie was für umme. Meine Omi Glimbzsch aus Zittau, die schon Pferde vor der Apotheke kotzen sah, wusste sofort, dass seit Aserbaidschans Eintritt in den Europarat Jahr um Jahr zwei, drei Dutzend EU-Abgeordnete nach Baku und drumrum eingeladen werden. Nein, nicht für ‘n Appel und ‘n Ei, sondern für Kaviar und Seidenteppiche, Geld und Gold und Silber. Selbstverständlich konnten auch Bundestagsabgeordnete solchen Reise-Reizen nicht widerstehen und ließen sich den luxuriösen Ausflug nach Baku finanzieren. Nun ist man also wieder friedlich beisammen, der Krieg macht manches möglich.

Auf den internationalen Warenmärkten boomen die Fonds für Getreide. Die bessere Gesellschaft schwitzt Blut und Wasser, dass alles gut geht. Was tun, wenn der Krieg in der Ukraine unerwartet früh zu Ende geht? Und soll man gar nicht (Hollywood) oder nur zwei oder drei Mal pro Woche duschen? Und mit oder ohne Seife? Und was tun, wenn man keine Dusche hat? Gurken- und Erdbeerpflückern oder Bandarbeiterinnen empfehlen wir wie immer das gesunde Mittelmaß. Und was sagt Dein Börsenratgeber dazu? “Insbesondere im Börsenumfeld bieten sich Anlegern durch die gestiegenen Preise für Agrarrohstoffe, aber auch wegen der schwindenden Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zu alten Preisniveaus viele Chancen. Wenn Sie Weizen handeln und auf den Weizenpreis spekulieren möchten, gibt es dazu aktuell hervorragende Möglichkeiten.” Denk an die Pferde.

Peter Grohmann * ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter. Wir danken ihm für die Zustimmung zum Abdruck dieser Kolumne.
* peter-grohmann@die-anstifter.de

 

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