Auf eine Tasse Kaffee…

…heute mit:                                                              Dirk Schulte

Vorbemerkungen
Dirk Schulte, 52 Jahre alt, lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern (10, 12, und 16 Jahre) in einem Reihenhaus in Dortmund-Bodelschwingh und arbeitet als Lehrer an der CJD-Christophorusschule (ein staatlich anerkanntes Berufskolleg für Schüler:innen mit besonderem Förderbedarf) in Dortmund-Oespel. Geboren und aufgewachsen ist er im südlichen Sauerland in Lennestadt, doch seit 1997 lebt er in Dortmund. Ins Ruhrgebiet ist er aus Liebe zu seiner heutigen Frau gezogen. Das Sauerland sieht er als seine Heimat an, doch dort gucke man nur „vor die Berge“ (schmunzelt). NRW als Bundesland und das Leben im Ruhrgebiet gefallen ihm richtig gut, vor allem die Offenheit der Menschen und die Diversität findet er unschlagbar.

Dirks erste Platte war das „Rote Album“ der Beatles. Seitdem ist Musik bei ihm immer präsent. Gitarre spielen hat er autodidaktisch erlernt. Seit 2019 spielt er mit Freunden in der Band „Tante Matta“. Zusammen spielen sie deutschsprachige selbstkomponierte Musik. Darüber hinaus engagiert Dirk sich bei musikalischen Projekten in Dortmund.
Am 24.08.2022 spielt „Tante Matta“ bei der Lesung mit der aus Ennepetal stammenden Autorin und Fotografin Sarah Bauer in der Buchhandlung am Amtshaus. Diese stellt ihr neues Buch „Angst ist keine Ausrede! 13.000 km solo durch die USA“ vor. Sie erzählt von ihrem mehrmonatigen Roadtrip durch die USA und berichtet über ihre Ängste, die sie auf ihrer Reise überwunden hat. „Tante Matta“ begleitet die Lesung mit einem Akustik-Set passend zu den Themen Reise, Fernweh, Sehnsucht …
Am 09.09. findet auch wieder ein Konzert in Zusammenarbeit mit dem Depot in Dortmund, als Reihe unter dem Titel: „Tante Matta trifft…“, statt.
Außerdem gehört Dirk zum Projektteam des Mengeder Musikprojekts „Mengede – Da ist Musik drin“.

Das Interview mit Dirk Schulte hat Gabriele Goßmann* geführt.

Wie ist die Band „Tante Matta“ entstanden?
Unser Sänger Ralf und ich haben eines Tages im Keller angefangen, Songs zu spielen. Danach ist Torsten dazugestoßen – und heute sind wir zu fünft.

Wie seid ihr auf den Namen „Tante Matta“ gekommen?
Meine Tochter heißt Martha und im Sauerland sagt man „Matta“. Viele denken, es handele sich um eine Tante aus dem Ruhrpott.

Welche Rolle spielst Du in der Band?
Ich spiele sowohl Akustik- als auch E-Gitarre. Texte und Melodien sind von mir. Zuerst habe ich alle Texte allein geschrieben, doch inzwischen ist es so, dass auch die anderen Bandmitglieder an den Texten mitschreiben. So werden die Songs abwechslungsreicher und es macht viel mehr Spaß. 

Wie entstehen neue Songs? Wie findet ihr den richtigen Sound?
Der richtige Sound entwickelt sich bei den Proben von den Songs. Wir sind offen für neue Ideen und lassen erst mal alles zu. Unser Ziel ist es, die Songs zusammen zu erarbeiten. Dabei ist die Koordination gar nicht so einfach bei fünf Leuten.
Ein weiteres Ziel ist, die Songs noch weiter zu verbessern, auch die, die bereits bestehen. Es wird mehr getüftelt und ausprobiert. Dafür sind wir schon zweimal in die Eifel gefahren und haben zusammen an den Songs gearbeitet. Das war zu zweit im Keller in der Form nicht möglich. Die Lieder blieben relativ gleich, doch wenn beispielsweise unser Drummer Philipp Kerst oder unser neue Mann an den Tasten, Teddy Schulze, mitspielt, klingt es direkt anders.
Wir probieren auch gerne mal andere Musikrichtungen aus, sobald das Gerüst eines Songs steht. 

Woher nehmt ihr die Inspiration für eure Songtexte?
Unsere Inspiration nehmen wir aus Gegebenheiten des Alltags und aus Urlaubserlebnissen. Es ergeben sich Träume, die sich mit der Wirklichkeit vermischen. Dabei geht es nicht explizit um Dortmund, sondern eher allgemeiner um Beziehungen, Freundschaften etc. Obwohl unsere Texte oft regionalbezogen sind, sind wir keine richtige „Nordstadtband“, die die Probleme des Stadtteils aufarbeiten muss (lacht).

Wie wird die Songproduktion finanziert? Handelt es sich ausschließlich um ein Hobby?
Uns stehen weder ein durch die Musik erwirtschaftetes Budget noch Mittel aus einem Förderprogramm zur Verfügung. Alles was wir machen, ist ausschließlich Hobby und entspringt aus unserer eigenen Arbeitskraft.

Habt ihr in der Band konkrete Ziele für die Zukunft, z.B. euren Bekanntheitsgrad zu erweitern, oder habt ihr einfach nur Spaß daran, gemeinsam zu musizieren?
Ja, es wäre schon schön, wenn wir unseren Bekanntheitsgrad noch steigern könnten. Schwierig ist es nur, die Termine zu koordinieren, denn wir müssen ja vor Auftritten noch proben. Wenn wir Profis wären, wäre das sicher einfacher, doch da wir alle noch anderen Berufen nachgehen, fehlt oftmals die Zeit.

Worum geht es bei der im Depot stattfindenden Konzertreihe „Tante Matta trifft …“?
Das Depot und wir als Veranstalter laden jedes Mal einen Musiker-Gast ein. Zunächst spielen wir unsere eigenen Songs, und der Musiker/die Musikerin spielt auch ein paar seiner/ihrer Songs. Im Anschluss wird diese(r) vom Sofa aus interviewt, meistens übernimmt diese Rolle Hans Blücher. Auch die Zuschauer können ihm/ihr Fragen stellen. Ein Künstler/eine Künstlerin, der/die seine/ihre Kunstwerke ausstellt, ist auch jedes Mal mit dabei und wird ebenfalls interviewt; beim letzten Mal war es Sarah Bauer. Sie hat tolle Aufnahmen präsentiert und ihr neues Buch vorgestellt. Auch wenn das Depot eigentlich nicht für Musik steht, finde ich diesen musikalisch-künstlerischen Austausch sehr spannend. (Weitere Infos zur Veranstaltungsreihe auf www.tante-matta.de)

Wie kam es zu der Idee der musikalischen Lesung mit Sarah Bauer in der Buchhandlung am Amtshaus?
Nach der Veranstaltung im Depot ist Sarah auf uns zugekommen und hat gefragt, ob wir im Sommer mal eine Lesung zusammen machen möchten. Daraufhin habe ich Michael Nau gefragt und er war sofort einverstanden. 

Wie klingt Fernweh für Dich? Wie setzt man dieses Gefühl musikalisch um?
Ich war schon mal bei einer anderen Lesung von der Autorin. Da habe ich ihr Buch gekauft. Durch den Text und ihre Erzählungen habe ich viel erfahren. Ich habe ihr Songvorschläge mit einer kurzen Beschreibung, worum es bei den jeweiligen Songs geht, geschickt. Die Lieder sind passend zur Thematik und eher ruhig, sodass es stimmig zur Atmosphäre der Lesung ist. Es geht um Aufbruch, reisen, Neues entdecken. Das ist eine spannende neue Erfahrung für uns als Band.

Wäre das auch etwas für Dich – sich einfach spontan mal mit der Familie auf eine Reise zu begeben?
Man ist leider ein paar Zwängen unterlegen, aber wir fahren gerne in den Urlaub, einfach um andere Kulturen, Landschaften, Städte und Menschen kennenzulernen. Materielle Dinge sind mir nicht so wichtig. Meine erste Reise habe ich mit 17 als Backpacker nach Frankreich, Paris, und nach Italien mit dem Interrail-Ticket unternommen. Das war ein unvergessliches Erlebnis für mich, insbesondere die Freundschaften, die auf der Reise entstanden sind. Wenn man eine Familie hat, ist das spontane Reisen irgendwann nicht mehr so leicht wie früher. Bei meiner Tochter kommt das Fernweh auch schon auf. Sie ist 16 und will am liebsten unseren Bully nehmen und sofort losfahren.

In welches Land würdet ihr gerne mal reisen? Oder anders gefragt: Welches Land hat für Dich den schönsten Klang?
Wir fahren sehr gerne zum Zelten nach Frankreich, Korsika, Südeuropa generell. Südafrika hat mich damals auch beeindruckt. Dort war ich drei Monate, als ich noch alleine war. Als nächstes größere Reisezielland ohne Kinder visieren wir Südamerika an, und mit den Kindern soll die nächste Reise mal in den Norden gehen.

„Angst ist keine Ausrede“ – Wie stehst Du zu dieser Aussage, auch in Bezug auf das Thema Musik? Sollte man seine Träume verfolgen oder lieber realistisch bleiben?
Das ist ganz einfach zu beantworten: Alles ausprobieren, auch wenn es vielleicht lächerlich erscheint. Wir haben eines unserer Musikvideos auch mal zum WDR geschickt, haben eine Absage bekommen, aber was soll schon schiefgehen? Bevor man sich hinterher ärgert, sollte man es einfach versuchen. Dieser Zustand wird im Alter immer wichtiger. Zeit für sich und die Familie wird wichtiger als Geld.

Kann Musik Deiner Meinung nach in der Lage sein, Ängste zu nehmen?
Das kennt glaube ich jeder. Musik ist für die Menschen ganz wichtig, sie kann so viel. Ein Leben ohne Musik stelle ich mir nicht schön vor.

Im Rahmen des Projektes „Mengede – Da ist Musik drin“ bist Du im Organisationsteam und hast den Mengede-Song maßgeblich mitgestaltet. Wie beurteilst Du bisher das Projekt?
Ich habe es so wahrgenommen, dass es von denen, die dabei waren, viel positives Feedback gab. Ein bisschen schade war nur, dass es nicht noch mehr publik wurde. Es wussten einfach zu wenige von dem Projekt, obwohl wir Werbung für die Events gemacht haben. Vielleicht findet unser Projekt auf dem Michaelisfest noch mehr Anklang, vor allem bezüglich der nächsten Phase, denn das Projekt ist noch längst nicht beendet. Wir suchen ab jetzt Mengeder Musiker:innen, mit denen wir zusammen eine Platte produzieren wollen. (Näheres zum Projekt auf www.mengede-musik.de)

*Gabriele Goßmann hat vor einiger Zeit zum Team der Buchhandlung am Amtshaus gehört. Sie absolvierte dort eine Ausbildung als Buchhändlerin. Vorher hat sie studiert und das Studium mit einem Masterabschluss in Germanistik und Geschichte erfolgreich beendet. Vor gut zwei Jahren ist ihr lesenswertes erstes Buch erschienen, das wir auf MIT am 1.2.20 ausführlich besprochen haben. Das Erstlingswerk Biblio Berry hat sie unter dem Pseudonym Valentina Wunderlich veröffentlicht. (K.N.)

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MENGEDE:InTakt! hat Dirk Schulte gebeten, den (aktualisierten) Fragebogen von Marcel Proust** auszufüllen. Hier ist das Ergebnis:    

Ihr Motto/ Leitspruch?
Das wichtigste im Leben ist die Familie und Freunde.

Ihr Hauptcharakterzug?
Ein guter Freund zu sein.

Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Singen zu können.

Was verabscheuen Sie am meisten?
Machtbesessene Menschen.

Ihr Interesse an Politik?
Ich interessiere mich sehr für Politik… das heute-journal gehört zum Pflichtprogramm.

Glauben Sie, Gott sei eine Erfindung des Menschen?
Ich bin im Sauerland streng katholisch aufgewachsen, mittlerweile habe ich eine kritischere Sichtweise auf dieses Thema, besonders auf die Kirche.

Welche Erfindung bewundern Sie am meisten?
Alle Erfindungen, die Krankheiten eindämmen können.

Mit wem möchten Sie an einer Hotelbar ein Glas Wein trinken und dabei worüber reden?
Im Moment wäre es wohl Wolfgang Niedecken, dessen Musik und Texte haben mich mein Leben lang begleitet.

3 Dinge, die Sie mit auf eine einsame Insel nehmen würden?
Gitarre, Stift und Zettel.

Sommer oder Winter?
Sommer.

Ihre Hobbies?
Joggen, Fahrrad fahren, reisen und natürlich Musik machen mit der „Tante Matta“-Band. 

Film oder Buch?
Buch.

Welchen Film haben Sie zuletzt gesehen?
Im Kino: Alfons Zitterbacke/ Endlich Klassenfahrt mit meinem Sohn Laurenz (10 Jahre).

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Radio Heimat von Frank Goosen.

Ihre Lieblingsmusik?
Die Musik meiner Helden… Bruce Springsteen, Tom Petty, Dylan, Pavlov`s Dog, Neil Young… aber am liebsten deutschsprachige Musiker*innen: BAP, Lindenberg, Thees Uhlmann, Dota Kehr und noch viele mehr.

Ihre Lieblingsblume?
Sonnenblume.

Ihr Lieblingstier?
Zebra und Esel.

Essen & Trinken hält Leib und Seele zusammen – auch bei Ihnen? Wenn ja, was ist es?
Ich esse eigentlich alles, aber zu Hause verzichten wir schon seit mehreren Jahren auf Fleisch. Beim Trinken bin ich auch anspruchslos: Bier, am liebsten Pils.

** Der Fragebogen von Marcel Proust
Was denken und fühlen bekannte Zeitgenossen? Diese Fragen faszinierten die Menschen schon immer. Vorbild für diese Fragen ist der wohl bekannteste Fragebogen, der den Namen des französischen Schriftstellers Marcel Proust (1871-1922) trägt. Dieser hat ihn aber nicht entworfen, sondern nur ausgefüllt, das heisst, genau genommen sogar zweimal: Einmal als 13-jähriger auf einer Geburtstagsparty. Dann im Alter von etwa 20 Jahren einen ähnlichen Fragebogen, dem er selber den Titel «Marcel Proust par lui-même» («Marcel Proust über sich selbst») gab. Berühmt wurden die Fragen durch Publikationen z. B. in der FAZ.
MENGEDE:InTakt! hat den Fragebogen etwas aktualisiert.

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