Denkmal des Monats September 2022

Preisgekröntes Objekt öffnet seine Pforten

Denkmal des Monats September 2022

Die alte Waschkaue der Zeche Dorstfeld

Am kommenden Wochenende, 10./11. September, öffnen auch in diesem Jahr eine Reihe von Denkmälern ihre Türen einem interessierten Publikum. Der Tag des offenen Denkmals ist seit vielen Jahren ein festes Datum im europäischen Kulturkalender. In Dortmund hat man die Wahl zwischen mehr als 50 zu besichtigenden Objekten. Eines davon ist die ehemalige Waschkaue der Zeche Dorstfeld an der Wittener Straße 120, die das Amt für Stadterneuerung und die Bürgerhaus Dorstfeld eG derzeit gemeinsam zum Bürgerhaus „Pulsschlag“ umbauen. Zum Denkmal des Monats September 2022 Gibt es von Seiten des Denkmalamtes die folgenden Informationen:

Wettbewerb Europäische Stadt im Wandel
Anlässlich des Europäischen Kulturerbe-Jahres 2018 hatte das Bundesinnenministerium einen Wettbewerb ausgeschrieben, in dessen Kategorie Stadtleben das Bürgerhaus Pulsschlag den 2. Preis gewann. Angesiedelt ist das Begegnungszentrum, das von 41 Dorstfelder Vereinen getragen wird, in der Waschkaue der stillgelegten Zeche Dorstfeld Schacht 2/3. Die Nutzung dieses alten Industrierelikts als Ort der vorurteilsfreien Begegnung von Menschen aller Altersgruppen wird einen aktiven Beitrag zum Stadteilleben leisten. Ziel dieses Stadtumbaus ist nicht nur Erhalt und Weiterentwicklung der guten Infrastruktur und Lebensqualität in Dorstfeld. Das Bürgerhaus und das so geförderte bürgerschaftliche Engagement wird auch die demokratischen Grundlagen des Ortsteils stärken, der leider oft eher wegen der rechten Szene in den allgemeinen Fokus rückt. 

Waschkaue Januar 2020

Relikte einer großen Vergangenheit
Die zwischen 1890 und 1906 errichtete Doppelhalle ist eine von wenigen erhaltenen Bauten der Zeche Dorstfeld, die 1852 die Kohleförderung aufnahm. Sie wurde in dem ehemals landwirtschaftlich geprägten Ort der dominierende Wirtschaftsfaktor: 1910 war ungefähr ein Drittel der damals 8.400 Einwohner Dorstfelds auf der Zeche beschäftigt. 1963 – in den Jahren des sogenannten Zechensterbens – war auch in Dorstfeld Schluss. Lange vor der Verabschiedung des ersten nordrhein-westfälischen Denkmalschutzgesetzes wurden die nicht mehr benötigten Gebäude, sofern man sie nicht abriss, gewerblich genutzt. Erst 1987 konnten die noch verbliebenen Objekte an der Ecke Wittener Straße / Oberbank (Markenkontrolle, Schlosserei und Schreinerei, Maschinenhalle, Verwaltung mit Waschkaue) unter Schutz gestellt werden.

Wunden und Zerstörungen
Schon seit 1967 nutzten gewerbliche Betriebe wie eine Autowerkstatt die Waschkaue. Um das Gebäude an den Betrieb anzupassen, schloss man einerseits eine Reihe von Fensteröffnungen, anderseits öffnete man die Fassade durch große Tore. Dabei nahm man wenig Rücksicht auf die vorhandenen Gestaltungselemente. Diverse Ein- und Umbauten, entfernte bzw. anders gestaltete Verfliesung haben während der gewerblichen Nutzung das Innere so verändert, dass die alte Funktion als Waschkaue kaum noch zu erkennen war. Nach Auszug des letzten Betriebs konnte sich die Allgemeinheit beim Tag des offenen Denkmals 2017 ein Bild über diese regellosen,  unsachgemäßen Veränderungen machen. Das vom Dortmunder Architektenbüro HWR vorgelegte Entwurfs- und Nutzungskonzept sah vor, diese Wunden zu heilen, indem die historische Bausubstanz erhalten und wo nötig in ihrer Erscheinung wiederhergestellt wird. 

Heilung
Jetzt beherbergt die größere der beiden Hallen einen Veranstaltungsbereich mit Bühne. Der zwischen beiden Bereichen angesiedelte Sanitärblock ist auch für die kleinere Halle mit dem Kinder- und Jugendtreff gedacht. An den Außenfassaden erschloss sich dem geschulten Auge der alte Zustand nach Entfernung später angefügter Anbauten noch gut. So konnten vermauerte Fenster oder später ausgebrochene großflächige Öffnungen identifiziert und wieder in den ursprünglichen Zustand zurückgeführt werden. Die überall wieder eingesetzten Eisensprossenfenster vervollständigen das ursprüngliche Erscheinungsbild. Eine besonders wichtige Maßnahme war die Entfernung von Putzen und Anstrichen auf den Klinkerfassaden. Sie verbargen wichtige Schmuckelemente aus der Erbauungszeit. Neben der zurückhaltenden Gliederung durch vorspringende senkrechte Elemente, sogenannte Lisenen, und friesartig vermauerter Ziegel unter den Traufen hatten die Erbauer die Fassaden vor allem durch andersfarbige Ziegelbänder belebt, die nun wieder zur Zier des Objekts beitragen.

Einen Eindruck kann man bei Führungen am Sonntag, 11. September 2022, im Rahmen des Denkmaltags gewinnen. Die eigentliche Eröffnung des Bürgerhauses „Pulsschlag“ ist im November geplant

Quelle: Pressestelle der Stadt Dortmund; Fotos: Michael Holtkötter – Untere Denkmalbehörde.

 

 

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