Abends in der Buchhandlung

Mario Lars: Bücher

Der Wissenschaftsjournalist und Romanautor Dirk Husemann bei seiner Lesung in Mengede.

Dirk Husemann stellt sich als Autor mit vielen Seiten vor

„Nachts im Museum“ soll ja viel los sein, wenn man dem Film des Regisseurs Shawn Levy aus dem Jahre 2006 glaubt. Doch „Abends in der Buchhandlung“ geschieht in unregelmäßigen Abstanden auch so allerlei. Am vergangenen Mittwoch (1.3.) hatten Michael Nau und sein Team von der Buchhandlung am Amtshaus in Mengede mit Dirk Husemann einen „Autor mit vielen Seiten“ eingeladen und die ihn nicht nur bei seiner literarischen Arbeit unterstützende Journalistin und Autorin Jutta Wieloch. Was geboten wurde, war ein informativer, spannender und unterhaltsamer Abend. Auf jeden Fall viel mehr als eine trockene Lesung.Alexandre Dumas als Literaturfabrikant
Damit es niemand falsch versteht. Natürlich hat Dirk Husemann, der in unserer Nachbarstadt Lünen aufgewachsen ist, mit seinen Büchern und sonstigen Veröffentlichungen tausende von Seiten gefüllt. Er selbst hat darüber hinaus mehrere literarische Seiten und ist in mehreren Genres tätig. Ein wenig wie Kurt Tucholsky, der neben seinem eigenen Namen vier Pseudonyme benutzte. Husemann will sich auf zwei beschränken. Die will er aber weiterhin mit Inhalten füllen, weil sich gezeigt hat, dass die Lesenden Namen mit Genres verbinden. Tätigkeiten in anderen Bereichen verwirren sie eher.  Zu Beginn präsentierte er seinen historischen Roman „Die Romanfabrik von Paris“. In dessen Mittelpunkt steht der im 19. Jahrhundert überaus erfolgreiche französische Schriftsteller Alexandre Dumas. Er schrieb berühmte Romane wie „Die drei Musketiere“ oder „Der Graf von Monte Christo“.

Pfarrer i.R. Hoch (li) im Gespräch mit Dirk Husemann.

Husemann nimmt diese schillernde Figur und dichtet ihr phantasievoll weitere Charakterzüge und eine Reihe von abenteuerlichen Erlebnissen an, geschickt verwebt mit der tatsächlichen Person und wirklichen historischen Gegebenheiten. Die Zuhörenden erfuhren, dass das führende Medium für die Verbreitung von Romanen in der damaligen Zeit nicht die Bücher, sondern die Zeitungen waren. In denen erschienen die Geschichten in Fortsetzungsreihen, immer beim Spannendsten aufhörend und immer über bestehende Abos hinaus laufend. Da der erfolgreiche Schriftsteller den Lesehunger allein gar nicht stillen konnte, wird im ersten Kapitel von der von Dumas eingerichteten Romanfabrik berichtet, in der 70 Angestellte seine Ideenimpulse ausformulieren. Schon nach den einleitenden Abschnitten hatte Husemann bei vielen Zuhörern den Appetit auf mehr geweckt.

Von der eiskalten Antarktis zur warmen Toskana
Auch bei seinem vor wenigen Wochen erschienenen neuesten Roman „Der Riss“, den der Autor unter dem Pseudonym Thilo Winter veröffentlicht hat, beschränkte er sich auf das Lesen des ersten Kapitels. Doch das reichte, um einen Einblick in ein Werk zu bekommen, das auf aktuelle Themen wie Gefährdung der Antarktis, Klimawandel, Abtauen der Eises, Vulkanismus und geologische Veränderungen fundiert eingeht und alles in eine Handlungsdichte packt, bei der aus der Spannung eine Hochspannung wird. Die antarktischen Wetterbedingungen und die erbarmungslose Kälte werden so drastisch beschrieben, dass sich beim Zuhören oder Lesen schnell ein Frösteln einstellen kann.  Das war dann auch das Buch, bei dem die Gäste das größte Kaufinteresse zeigten.

Ein Buch mit Widmung als Erinnerung an den Abend und zum Lesen zu Hause.

Passend zu dem danach vorgestellten Roman aus der „Trattoria Mortale“ Reihe servierte das Buchhandlungsteam Gästen und Autoren ofenfrische gefüllte Pizzabrötchen aus der gegenüberliegenden Pizzeria „Da Salvatore“. Nach dieser kulinarischen Einstimmung folgten die Zuhörer dem Autorenteam Wieloch und Husemann, die diesmal den Namen Luca Fontanella gewählt hatten, gerne in den toskanischen Ort Volterra. Das Besondere an dieser Buchreihe ist, dass neben der kriminalistischen Handlung Charakter- und Mentalitätsbeschreibungen der Protagonisten erfolgen. Und auch der Handlungsort, den die Autoren mehrfach besuchten, wird kenntnisreich und liebevoll beschrieben. Zum Schluss der Lesung zitiere Husemann aus seiner Arbeit als Wissenschaftsjournalist. Die Abhandlung, in der mit stichhaltigen Argumenten dargelegt wurde, dass nicht Brot sondern Bier eines der ältesten Nahrungsmittel der Menschheit ist, zeigte, dass auch in wissenschaftliche Texte Humor einfließen kann, und dass diese, auch wenn das Bier nicht das Hauptthema ist, durchaus nicht trocken sein müssen.

Zum Schluss hatten die Zuhörenden noch jede Menge Fragen an die Autoren, die sie vorher auf Bierdeckeln formuliert hatten. Bei der Beantwortung gab es auch Einblicke in deren Arbeitsweise. Dabei zeigte sich, dass Husemann zwar nicht wie Dumas eine Romanfabrik, aber mindestens eine Romanmanufaktur betreibt.

Da arbeiten Wieloch und Husemann eng zusammen, tauschen sich aus und stimmen sich ab. Und die Ideenschmiede ist nicht der Computer, sondern ein analoger Zettelkasten, in dem die Einfälle gesammelt werden. Die Zuhörerfrage, wie lange man braucht, um von der schriftstellerischen Arbeit leben zu können, war eindeutig: „Wegen unserer journalistischen Arbeit in den Redaktionen konnten wir von Anfang an davon leben. Wobei das davon leben durchaus relativ betrachtet werden muss.“ Das Echo der zuhörenden Gäste war äußerst positiv, und viele gingen mit dem Gefühl nach Hause, einen aufschlussreichen Abend erlebt zu haben. Manche nahmen gleich mehrere Bücher aus den unterschiedlichen Genres als Souvenirs mit Widmung mit nach Hause. Natürlich auch, um die gebotenen „Appetithappen“ zu Ende zu essen.

Info
Alle lieferbaren Bücher der Autoren sind in der Buchhandlung am Amtshaus vorrätige bzw. können innerhalb von 24 Stunden beschafft werden.

Fotos: Diethelm Textoris; zur Vergrößerung der Fotos diese bitte anklicken!

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