Die letzten Mohikaner

Achtzigjähriger seit 70 Jahren Taubenzüchter

Der Jubilar mit Ehefrau Annelie

Im Jahr 2015 hat sich MIT auf den Weg gemacht, um mit vier Mengeder Taubenzüchtern Gespräche über ihr Hobby zu führen. Einer von den Vieren war Friedhelm Bleibtreu, der ohne Übertreibung zur Spitze der Taubenzüchter – zumindest im deutschsprachigen Raum – gezählt werden kann.

Die letzten Mohikaner

Die Überschrift des damaligen Beitrags auf MIT lautete: „Die letzten Mohikaner – Brieftaubensport in Mengede“. Dieser Titel war dem 1826 erschienenen historischen Roman des amerikanischen Schriftstellers J.F Cooper entnommen.  Dessen Mohikaner stehen für die letzten Zeitzeugen einer Idee oder – wie im Beitrag auf MIT beschrieben – sinnbildlich für eine aussterbenden Sportart, die vor allem das Ruhrgebiet geprägt hat.

Acht Jahre sind seit diesem Interview vergangen und Friedhelm Bleibtreu hat in diesen Tagen seinen 80. Geburtstag gefeiert und damit gleichzeitig ein zweites, nämlich  70-jähriges Jubiläum als Taubenzüchter, ein Hobby, das er seit seinem 10. Geburtstag betreibt.
Sein Großvater, ebenfalls begeisterter Taubenzüchter, hatte ihm zum 10. Geburtstag einen sehnsüchtigen Wunsch erfüllt und ihm einen kleinen Taubenschlag und dazu zwei Tauben geschenkt, mit denen  er seine Karriere als nationaler Champion im Taubensport beginnen sollte. Der Großvater meldete ihn damals auch ordnungsgemäß im Verein „Siegespalme Dingen“  an, d.h., der Jubilar ist seit 70 Jahren Mitglied im Verband der Taubenzüchter.

Der Jubilar bei seinen Zuchttauben

Friedhelms Vater wollte seinen  Sohn vom Taubensport abhalten, aber der Großvater und später sein väterlicher Freund Eugen Nieder ließen sich davon nicht beeindrucken. Als Vater Bleibtreu im Jahr 1962 in der Mengeder Heide ein Haus baute, entschieden Großvater und Enkel nicht mit umzuziehen, wenn der Vater keine baulichen Vorkehrungen treffen würde, um die Tauben im neuen Domizil unterzubringen. Nicht aus Überzeugung gab Vater Fritz nach – was blieb ihm auch anderes übrig.

Nun ist nicht nur das Jubiläum das Besondere am Taubenzüchter Bleibtreu. Besonders erwähnenswert sind die dauerhaften Erfolge, die Friedhelm Bleibtreu – lange Zeit zusammen mit seinem inzwischen verstorbenen Partner Manfred Podscharly – mit seinen Tauben errungen hat: Anfangs vorwiegend bei den Jungtauben – später, als er im Ruhestand war, auch bei den Alttauben.
Es würde den Umfang dieses Beitrages sprengen, sollte auch nur annähernd der Versuch unternommen werden, diese Erfolge alle aufzuzählen.  Deswegen beschränken wir uns auf einige wenige Schlaglichter, z. B. in denen sich Kollegen des Jubilars über den „Taubenkasper“ Bleibtreu äußern. So ist schon in einer älteren Ausgabe der Verbandszeitschrift   „Die Brieftaube“ zu lesen: „Die Erfolge des Züchtertandems Bleibtreu/Podscharly kommen nicht von ungefähr – sie wissen, dass der Weg zum Sieg nur über die gute Taube führt. Die Zucht ist infolgedessen der Schwerpunkt in ihrem Hobby. Der Nachwuchs kann nur dann leistungsfähig werden, wenn er wie der eigene Augapfel gepflegt wurde – und das ist die Praxis dieses Schlages.“
In einer späteren Reportage über die Schlaggemeinschaft Bleibtreu/Podscharly und deren Erfolge ist zu lesen: „Wenn Du einmal Erfolg hast, kann es Zufall sein; wenn Du zweimal Erfolg hast, kann es Glück sein; wenn Du aber dreimal Erfolg hast, dann ist es Fleiß!“

Es bereitet Mühe konkrete Ergebnisse von ihm zu erfahren, aber schließlich rückt er doch damit heraus. Eine ganz außergewöhnliche Erfolgsserie fiel in die Jahre 1999 bis 2002. Da verfügte die Schlaggemeinschaft z. B. über die beste Jungtaube in ganz Deutschland, zusätzlich wurde er mit seinen Tauben Deutscher Meister. 1999 erhielt er die Auszeichnung „Bester Schlag Deutschlands bei den Jungtauben“. 

Das liest sich alles sehr einfach, zumal wenn Friedhelm Bleibtreu mit angeborenem Understatement sagt: „Es ist richtig – nur mit außergewöhnlichen Tauben sind außergewöhnliche Erfolge möglich!“ „Und“, fährt er fort – “was häufig vergessen wird: Die Erfolge waren nur möglich, weil ich eine Partnerin habe, die mich mit viel Verständnis für mein Hobby unterstützt hat.“

Bleibt zu hoffen, dass seine gesundheitliche Verfassung ihm weiterhin ermöglicht, mehrmals am Tag die 85 Treppenstufen auf- und abzusteigen, um seine Elite-Tauben angemessen zu versorgen. 

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