Denkmal des Monats August 2023

Nach Sanierung bald wieder geöffnet – Stadtkirche St. Petri feiert 700-jähriges Bestehen

Sie ist die jüngste Pfarrkirche am Dortmunder Hellweg in der Innenstadt – und doch ist sie schon 700 Jahre alt: die evangelische Stadtkirche St. Petri. Nach einer Innenraumsanierung wird sie am 23. August 2023 ab 18:30 Uhr wieder zugänglich sein. Die Wiedereröffnung und das Jubiläum der 700 Jahre alten Kirche sind Anlass für die Denkmalbehörde Dortmund, die Petrikirche als Denkmal des Monats August 2023 vorzustellen.

Asbest im Gewölbe
„Eigentlich wollten wir nur anstreichen und die Beleuchtung an die erweiterte Funktion von St. Petri als Stadtkirche anpassen. Und dann haben wir im Gewölbe der Seitenschiffe Asbest entdeckt“, erzählt der im Kirchenkreis für den Bau zuständige Mitarbeiter, der nicht namentlich genannt werden möchte. Wann und warum die Platten dort angebracht wurden, konnte nicht mehr ermittelt werden. Vermutlich sollten sie die Akustik verbessern. Einfach war ihre Entfernung nicht, die Asbestelemente saßen richtig fest. Sie waren seinerzeit wahrscheinlich nass eingefügt worden, damit sie sich perfekt an die gebogenen Flächen anschmiegen konnten. Beim Entfernen gab es einiges an Sicherheitsvorkehrungen zu beachten. „Das hat nicht nur viel mehr Geld gekostet, sondern auch den ganzen Sanierungsplan durcheinander gebracht“, so der Mitarbeiter des Kirchenkreises.  „Aber wir hatten mit dem Architekturbüro Spital-Frenking + Schwarz einen sehr guten und hilfreichen Begleiter.“ Statt wie ursprünglich geplant im Frühjahr findet die Wiedereröffnung jetzt im Spätsommer statt.

Verteidigung von Pfründen
Lange Bauzeiten sind aber nichts Neues für die Kirche St. Petri und ihre Gemeinde. Schon die Grundsteinlegung vor rund 700 Jahren verzögerte sich. Am 5. Dezember 1316 hatte der Kölner Erzbischof den Bau einer neuen Pfarrkirche zwischen Westentor und St. Reinoldi genehmigt, weil die Reinoldigemeinde zu groß geworden war. Mit dem wirtschaftlichen Aufstieg der Freien Reichs- und Hansestadt Dortmund hatte die Bevölkerung stark zugenommen. Aber erst sechs oder sieben Jahre nach der Erlaubnis aus Köln konnte man um 1322 mit dem Kirchenbau beginnen – die Angaben in der Fachliteratur sind hier nicht eindeutig. Vor allem der Propst von St. Reinoldi soll sich zunächst gegen den Neubau gesperrt haben. Im Mittelalter bestritten Pfarreien und Klöster ihre Ausgaben für Bauten und geistliches Personal aus Spenden und Stiftungen der Bürger. Eine Kirchensteuer gab es nicht. Mit jeder neuen Kirche wuchs die Konkurrenz um die verfügbaren Pfründe. In Dortmund kämpften übrigens fast zur gleichen Zeit auch die Dominikaner gegen erhebliche Widerstände, bevor sie sich mit der heutigen Propsteikirche niederlassen konnten – was die Interessenskonflikte um mögliche Zuwendungen sicherlich nochmals verschärfte.

Westfälische Vorbilder
Über den Fortgang des Bauvorhabens ist nichts Genaueres bekannt. Zunächst ist wohl das Langhaus als Hallenkirche errichtet worden – ein Bautypus, der sich damals in Westfalen durchsetzte. Der fast quadratische Grundriss des Langhauses könnte sein Vorbild in der Wiesenkirche in Soest gehabt haben, deren Neubau keine zehn Jahre zuvor begonnen wurde. Im Gegensatz zum Langhaus nahm der Chor von St. Petri dagegen recht zügig Gestalt an. Ein Baubeginn wird 1352 erwähnt, die Weihe bereits 1353. Erst deutlich später kam der massige Turm hinzu. 1396 begannen die Ausschachtungsarbeiten für das Fundament, fast hundert Jahre später war der Turmschaft fertig. Nochmals fünfzig Jahre später, im Dezember 1522, begann „Meister Hermann mit der Hasenscharte“ mit dem Bau eines hohen hölzernen Turmhelms, der mit seiner charakteristischen Erscheinung rund 250 Jahre das Stadtbild prägte.

Verheerender Sturm
Wenig bekannt ist, wie das Innere nach der Einweihung ausgesehen hat. Es muss aber wesentlich heller gewesen sein als in St. Reinoldi oder St. Marien. Als Hallenkirche mit gleich hohen Haupt- und Seitenschiffen verfügt St. Petri über eine einheitliche Fassade mit sehr hohen Fenstern, die viel Licht einlassen. Ein Nachteil ist, dass entweder ein sehr hohes Dach den kompletten Bau überfangen muss oder separate Dächer die Seitenschiffe schließen müssen – so wie heute bei St. Petri. Diese sogenannten Zwerchdächer gab es schon nach der Einweihung im 14. Jahrhundert. Als aber 1752 bei einem Sturm der Turmhelm in das Dach stürzte, ließ die Gemeinde Haupt- und Seitenschiffe unter einem großen einheitlichen Dach zusammenfassen. Erst beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg kehrten die Zwerchdächer zurück. Die Turmspitze hatte bei ihrem Fall im 18. Jahrhundert nicht nur das Dach eingerissen, sondern auch das Gewölbe und Teile der Stützpfeiler. Die historischen Ansichten des Innenraumes, die uns überliefert sind, stammen aus der Zeit nach der veränderten Wiederherstellung.

Ein Jahrhundert mit Kappe
Über hundert Jahre dauerte es, bis 1868 nach einem Entwurf des Kölner Dombaumeisters Ernst Friedrich Zwirner ein neuer Helm den Turm von St. Petri zierte und die alte Stadtsilhouette wieder vervollständigte. Zwischen 1752 und 1868 schützte hundert Jahre lang nur eine kleine Walmdachkappe den Turm. Beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg orientierte man sich am Bild von St. Petri, wie es der Stadtplan des Detmar Mulher von 1610 zeigt. Allerdings vergingen nach der Wiedereinweihung der Kirche 1967 noch vierzehn Jahre, bis in einer spektakulären Aktion 1981 der neue Turmhelm aufgesetzt werden konnte. Besonders die Dortmunder Bürgerschaft hatte sich engagiert, um das Stadtbild mit seinen Türmen wieder komplett zu machen. Die Baugeschichte von St. Petri zeigt, dass auch in früheren Zeiten nicht immer alles rasch und unkompliziert über die Bühne ging.
Wenn die Kirche im August wieder eröffnet wird, wird dies nicht nur für die Gemeindeglieder, sondern für alle Dortmunder*innen eine Freude sein. Denn schon länger ist St. Petri nicht mehr nur Pfarrkirche, sondern auch Stadtkirche, die neben Gottesdiensten auch mit einem bedeutenden kulturellen Veranstaltungsprogramm allen BürgerInnen offen steht.

Quelle: Pressestelle der Stadt Dortmund; Fotos: Ralf Herberich – Denkmalbehörde Dortmund; zur Vergrößerung der Fotos diese bitte anklicken!

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