Hochstapler! – Eine Kolumne von Peter Grohmann

Hochstapler!

Von Peter Grohmann

Benko, Musk, Postel, Kujau, Hoeneß, Grohmann, Kurz, Guttenberg, Haider, Merz, Bezos, Trump, Orbán, Sitting Bull, Darwin, Gates, Merkel – wer ist Betrüger, wer Betrogener? Gute Lügen und harte Wahrheiten wohnen in einem Haus, das wusste schon zu DDR-Zeiten meine Omi Glimbzsch in Zittau, die – seid bereit, immer bereit! – ihr Geld durch harte Arbeit verdiente und nun um ihre Rente betrogen wird, weil sie dummerweise an Norbert Blüm glaubte. Heute weiß sie: Marx hatte recht, die Rentner sind der Arsch der Nation. Und die Rentnerinnen erst recht.

Auf der anderen Seite der Hütchenspieler René Benko. Überall freier Eintritt, Termine ohne Voranmeldung in allen Ministerien, Ämtern, Herz-Kreislauf-Kliniken. Der schöne Bubi war stets ein hochwillkommener Gast auf allen Politpartys und Luxusjachten, selbst auf den eigenen. Profiteure und Politiker konnten voneinander lernen. Nun haben sich beide verzockt – macht aber nichts. Man kürzt die Sozialausgaben und holt die paar Milliarden schnell wieder rein. René geht sammeln, der Steuerzahler guckt in die Röhre oder gibt sich den goldenen Schuss. Gut getroffen.

Darwin (der andere) paddelte vor 20 Jahren aufs Meer und ertrank, obwohl er besser versichert war als Olaf Scholz beim Cum-Ex-Skandal. Seine Frau Anne erinnerte sich dunkel, wo die Police lag, kassierte 300.000 Dollar und wanderte nach Panama aus, wo sie mit ihrem ertrunkenen Gatten in Saus und Braus dahinvegetierte. So sind sie eben auch, die Engländer. Die Sache flog auf wie der Brexit. Schlecht getroffen.

Das alles ist ein gefundenes Fressen für die Presse, die in Zeiten des Glühweins leicht angesäuselt wirkt: drei Seiten Weindorf, vier Seiten Gastro, fünf Seiten Sport und sechs Zeilen Kultur. Die Großanzeigen werben für Kreuzfahrten und Flugreisen, bevor die Inseln ins Meer fallen. Und die sicheren Herkunftsländer sind längst nicht mehr das, was sie mal waren: landauf, landab, Land unter für die armen Schweine, die vor Hitze und Hunger, vor Terror und Gewalt zur Flucht gezwungen werden. Macht zu die Tür, die Tor’ macht weit!

Das Außenministerium als christlich orientierter Hochstapler hat jetzt für die Jüngsten, die Kleinsten und Schwächsten in Gaza und Israel, jenseits der Grenzen und in den Lagern, Übersetzungen in Auftrag gegeben auf Arabisch, Paschtu und Dari: Aber Heidschi Bumbeidschi bum bum, bum bum – alternativ: Morgen, Kinder, wird’s was geben! / Morgen werden wir uns freun! / Welche Wonne, welches Leben / Wird in unserm Hause seyn; / Einmal werden wir noch wach, / Heysa, dann ist Weihnachtstag! Und was für ein Coup im Kindergarten, wenn die Flüchtlingskinder auf Deutsch vorsingen dürfen!

Peter Grohmann * ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter. Wir danken ihm für die Zustimmung zum Abdruck dieser Kolumne.
* peter-grohmann@die-anstifter.de

 

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