Gruselige Moorgeschichten: Gänsehaut beim Heidefest

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Traditionsveranstaltung vor besonderer Kulisse

An der künstlich angelegten Heide-Moor-Landschaft findet alljährlich das Heidefest statt.

Kühles Regenwetter am Samstag dämpfte das Vergnügen, Sonne und angenehme Temperaturen am Sonntag bügelten alles wieder aus – wen wundert‘s also: Das 21. Heidefest lockte am letzten August-Wochenende 2018 wieder Massen von Besuchern in den Rombergpark. Man ließ sich Würstchen und Kuchen schmecken; nur die Wespen störten gelegentlich. Das Heidefest heißt so, weil es vor der Kulisse der künstlichen Heide-Moor-Landschaft stattfindet, mit 7000 Quadratmetern die größte dieser Art in Europa.

Sieht bei Sonnenschein aus der Entfernung ganz harmlos aus, aber in der Dämmerung und bei Nebel…

Die nasse Welt der Moore wirkt auf viele Menschen bedrohlich und lieferte schon Stoff für viele gruselige Geschichten und Gedichte. Ein weltweit bekanntes und oft verfilmtes Beispiel ist der Krimi-Klassiker von Sir Arthur Conan Doyle „Der Hund von Baskerville“. Auch die Dichterin Annette von Droste Hülshoff wurde von der unheimlichen Stimmung dieser Landschaft inspiriert. Unter dem Motto „O schaurig ist‘s, übers Moor zu gehen“, der ersten Zeile ihres Gedichts „Der Knabe im Moor“, rezitierte Peter Schütze am Samstag in der aus Torfsoden gebauten Moorkate aus den Werken der Münsterländerin.

Nichts speichert so viel CO 2 wie Torfmoos

Stilecht aus Torfsoden gebaut – die Moorkate. Der richtige Ort, um sich schaurig-schöne Geschichten anzuhören.

Was sollte man über Moore wissen? Diese einzig durch eine Pflanze, das Torfmoos, geschaffene, weltweit durch Trockenlegung und Torfabbau bedrohte Landschaftsform, die viermal so viel CO 2 speichert wie Tropenwälder, sei im Dortmunder Botanischen Garten angelegt worden, weil 1985 beim Bau einer Autobahn ein Stück Moor verschwinden sollte, so die Erläuterung von Parkchef Dr. Patrick Knopf. Das kostbare Stück unter Naturschutz stehenden Lebensraums sollte nicht weggeworfen werden. Die mehrere Meter dicke Torfschichten brauchten Tausende von Jahren, um zu wachsen. Jedes Jahr kommen lediglich einige Millimeter hinzu, viel zu schade für den Kompost. Doch wohin damit? Das große Gelände des Dortmunder Botanischen Gartens bot sich an. Daher wurde das gesamte Material einschließlich des lebenden Torfmooses in der obersten Schicht nach Brünninghausen gebracht und dort über einer wasserdichten Abdeckung wieder aufgeschichtet.

Phantasie und Wirklichkeit trugen zum Image bei

Doppelt hält besser: außer der Umzäunung gibt’s noch ein Warnschild.

Wie kam das Moor zum Grusel-Image? Dazu mögen außer dichterischer Phantasie auch einige Tatsachen beigetragen haben, z. B., dass im Moor scheinbar feste Oberflächen keineswegs begehbar sind und man dort tief einsinken könnte. Auf diesen Umstand weisen auch im Rombergpark in den entsprechenden Bereichen Warnschilder hin. Viel Aufmerksamkeit erregten in der Öffentlichkeit und unter Wissenschaftlern auch immer wieder die in Mooren gefundenen Leichen – und zwar nicht zuletzt deswegen, weil sie wegen des stark sauren Milieus vollständig erhalten blieben, sogar über lange Zeiträume hinweg. Dabei zeigte sich oft, dass die Toten nicht versehentlich in die Torfmoos-Falle getappt sind, sondern regelrecht hingerichtet worden waren, noch ein Grund für Gänsehaut.

Der größere Anteil der Anlage wird aber von der Heide eingenommen, ein eher trockener Standort.

Dafür wurde viel Sand verbaut, um das Terrain entsprechend vorzubereiten, damit es mit passenden Gehölzen wie Birken, Kiefern, Wacholder – und Heidekraut natürlich – bepflanzt werden konnte.

Am Stand der Gesellschaft der Staudenfreunde ging es nicht ums Moor, sondern um den Garten.

Was den Heidemarkt betrifft, so konnten die Besucher an den entsprechenden Ständen des Marktes Gehölze aller Art entdecken, auch Obstbäume und -sträucher, Stauden, Kräuter und Gartenschmuck. Tipps und Ratschläge zu allen Fragen rund um Natur und Garten gab es von Mitgliedern „grüner“ Vereine wie dem Freundeskreis des Botanischen Gartens, den Rosenfreunden, der Gesellschaft der Staudenfreunde und anderer Organisationen wie Greenpeace und NABU.

 

 

Dortmunds „echte“ Heide

Öko-System für sandige Böden – die Heide, hier im Bild die künstliche Version im Rombergpark. Fotos©: M. Zybon-Biermann

Dass in Mengede zwar kein Moor, aber mal ein Stück echte Heide existierte, ist wohl vor allem Ortsansässigen bekannt. Immerhin gibt es noch die Wohnsiedlung „Mengeder Heide“, und ein Naturschutzgebiet trägt den gleichen Namen. In der hauptsächlich aus Eigenheimen bestehenden Siedlung wurden die Gärten auf typischem Heideboden angelegt. Er ist mager und sandig, ganz im Gegensatz zum Lehm oder Lösslehm in benachbarten Ortsteilen.

Das Naturschutzgebiet „Mengeder Heide“ ist mit 15,3 Hektar das kleinste der insgesamt fünf Gebiete dieser Art im Stadtbezirk. Es weist allerdings nicht mehr viel Ähnlichkeit mit der ursprünglichen Landschaft auf. Es liegt eingeklemmt südöstlich des Autobahnkreuzes A2 und A 45. Hier gab es früher einmal eine Mülldeponie. Zudem verlor die Fläche einen Teil ihrer sandigen Abdeckung und zwar bereits in den 1930er Jahren, als man den Sand für den Bau der A 2 verwendete. Daher gibt es kaum noch Bürger, die sich aus eigener Anschauung an den Naturzustand erinnern.

Die durch den Autobahnbau entstandenen Mulden wurden zu Tümpeln oder versumpften. Die übrigen Bereiche gliedern sich in Wald- und Grünland. Hier leben seltene und bedrohte Vogel- und Amphibienarten. Die Festsetzung als Naturschutzgebiet erfolgte 2005.

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