„Lesenacht“ in der Regenbogengrundschule

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Über 70 begeisterte Viertklässler bei der Lesung des  Bremer Autors
Will Gmehling

Kinder sind fixiert auf ihr Handy, haben keine Lust zu lesen und schon gar nicht zuzuhören. Sicher mag das vielfach zutreffen, doch all das gilt nicht generell. Dass Kinder sich immer noch vom Inhalt eines Buches  fesseln lassen, das zeigte die nun schon zu Tradition gewordene „Lesenacht“ in der Regenbogengrundschule.

Die Pädagogen Eser Korkmaz, Sarah Koch und Frank Weichert setzten damit eine Erfolgsserie fort, die sie vor drei Jahren bei ihren Erstklässlern begonnen hatten. „Wir wollen den Kindern das Medium Buch näherbringen, sie zum Lesen anregen und ihre Lesekompetenz steigern“. So formulierte die Konrektorin Korkmaz das Ziel dieser Veranstaltungsreihe.  

Ihren schon bald die Schule verlassenden Viertklässlern wurde diesmal etwas ganz Besonderes geboten. Während in den früheren Veranstaltungen die Pädagogen den Vorlesepart übernehmen mussten, konnte diesmal durch Vermittlung von Michael Nau von der Buchhandlung „Am Amtshaus“ und mit finanzieller Unterstützung des Schul-Fördervereins der Bremer Autor Will Gmehling gewonnen werden. Über 70 Schüler lauschten seiner Lesung aus seinem Buch „Freibad“. Mal sitzend, mal hockend, mal in Bauch-, mal in Rückenlage, gleichzeitig ge- und entspannt. Der Inhalt ist schnell erzählt. Weil die Bukowski-Geschwister im Hallenbad ein Kleinkind vor dem Ertrinken gerettet haben, bekommen  sie eine Dauerkarte fürs Freibad. Und zwar für den ganzen Sommer, der damit für alle ein besonderer wird.

Einer der Protagonisten ist der zehnjährige Alf. Seine Gedanken kreisen um den Schulwechsel nach den Ferien und um sein selbstgestecktes Ziel, den Sprung vom Zehnmeterturm, aber vor allem um die schöne Tochter des Bademeisters. Seine 8-jährige Schwester Katinka, rotzig frech und unerschrocken, schwärmt für Paris, lernt auf der Wiese Französisch und nervt alle mit ihren französischen Zitaten.  Wie sehr das Vorgelesene die Kinder ansprach, merkte man an den Reaktionen. 

Lachen, wenn es lustig war, „Oh lecker“, wenn vom Essen (Pommes mit Mayo) die Rede war, „ah“ und „oh“, wenn etwas Überraschendes geschah. Nach einer halben Stunde Pause zur Lockerung und zum „Pipi-Machen“. Dann wieder gespanntes Zuhören. Nach weiteren 30 Minuten wollten die Kinder immer noch mehr hören.

Doch es musste noch Zeit für Fragen bleiben. Und die wurden im Gegensatz zu manchen Erwachsenenvorlesungen, wo man den Zuhörern quasi Fragen aus der Nase ziehen muss,  hier reichlich und zielorientiert gestellt. „Wie lange hast du am Buch geschrieben?“, „Wie viele Seiten schaffst du an einem Tag?“, „Wie endet das Buch?“ „Wo hast du die Idee her?“ „Du hast vorhin vorgelesen, Gott lebt in Frankreich. Aber lebt Gott nicht überall?“ Auch die Schülerurteile sind fundiert: „Ich finde es cool, dass die Kinder in dem Buch wie wir sprechen“, meint der neunjährige Kian. „Die Geschichte ist spannend, obwohl gar nicht so viel passiert“, urteilt Leo (10).  Der ebenfalls 10-jährigen Jara gefielen besonders die lustigen Passagen: „Manchmal ist es richtig schön verpeilt“. Mit diesem Urteil lässt sie einen Berichterstatter zurück, der zu Hause die Wortbedeutung von „verpeilt” erst einmal googeln muss.    

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