Zur ambulanten Reha in der „Klinik am Stein“ in Dortmund

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Ein Erfahrungsbericht 

Sie leiden an einer chronischen oder akuten Nervenerkrankung – z. B. Parkinson, MS oder Schlaganfall bzw. schlagen  sich mit orthopädischen Erkrankungen wie Bandscheibenvorfall, degenerativen und bandscheibenbedingten Wirbelsäulenerkrankungen, chronischen Schmerzzuständen u.v.m. herum, aber Sie können sich nicht dazu entschließen, Ihr Leiden stationär anzugehen.

Eine Reha wäre nicht schlecht, denken Sie. Wenn es die ambulant geben würde und Sie auch noch dort hingebracht, abgeholt und wieder zurückgebracht würden, wäre das nahezu optimal.
Das trifft ja alles auf meine Vorstellungen zu, dachte ich, als ich den Prospekt der „Klinik am Stein“ in Händen hielt. (Einzelheiten unter: https://www.johanniter.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/GmbH/Dortmund/Klinik_am_Stein_11_2019.pdf)
Denn in dieser Klinik werden ambulante Reha-Maßnahmen angeboten, die sich insbesondere auf  die obengenannten Erkrankungen beziehen

Im folgenden möchte ich von meinen Erfahrungen als MS-Patient berichten.
Zunächst einige Daten:
Ich war in der Zeit vom 18.11. –  6.12.2019 in der Klinik am Stein zur ambulanten Reha. Die Behandlung fand somit an 15 Werktagen statt. Ich wurde täglich gegen 8.30 Uhr abgeholt und um 14.00 Uhr wieder nach Hause gebracht. Die Therapie fand jeweils von 9.00 – 14.00 Uhr statt.

Die dabei angewandten Therapien können wie folgt beschrieben werden: Es gibt

  • Physiotherapie am Gerät 
  • allgemein Krankengymnastik  
  • Logopädie (Sprachtherapie) 
  • Ergotherapie 
  • Neuropsychologie und physikalische Therapie (z. B. Massage mit der Wassermassageliege Medi-Stream, Kälte- und Wärme-Behandlung, manuelle Lymphdrainage, klassische Massage).

Nachfolgend einige erläuternde Hinweise:

Was heißt Physiotherapie am Gerät?
Z. B. ist eines der Geräte geeignet, die Beinmuskulatur zu trainieren und die Spastik zu reduzieren. Es wird also aus dem Rolli heraus oder im Sitzen getrampelt – wie beim Fahrradfahren – und so die Muskulatur trainiert bzw. der Verkrampfung (Spastik) entgegen gewirkt.
Oder ein Balance-Trainer trägt dazu bei, sich besser – an Rumpf und Beinen festgeschnallt – in die verschiedeneren Richtungen zu bewegen.
Oder das Laufband. Bevor ich das Laufband benutzen konnte, wurde ich in eine Art Gürtelhose geschnallt und mit Trägern festgezurrt , um so das Gehen gesichert auf dem Laufband zu trainieren.

Zur Krankengymnastik allgemein
Was geschieht denn in meinem Fall als Rollifahrer bzw. bei Menschen, die eine geschwächte Rumpfstabilität haben? (Viele Rollator Benutzer/innen sind hier angesprochen!)
Wozu brauche ich denn ein Training, das zur Stabilität des Rumpfes führt?Wenn Sie nicht im Rumpf stabil sind, dann kann es sein, dass Sie sich beim Ausziehen und zwar im Sitzen nicht halten können. Als Rollifahrer ist die Rückenmuskulatur einfach geschwächt. Dagegen versuchte ich anzugehen, soweit es geht.
In einer „Hockergruppe“ ging es gerade darum, durch allerlei Übungen die Rückenmuskulatur  zu stabilisieren. Beispielsweise mussten wir uns ohne uns anzulehnen auf der Stuhlkante platzieren. Dann galt es abwechselnd Füße und Beine anzuheben oder einen Medizinball den anderen zu zurollen. Anlehnen durften wir uns nicht. Klingt einfach! Aber …

Logopädie (Sprachtherapie), Neuropsychologie und Ergotherapie
Dann gab es da noch die Schulung der Aussprache bei der Logopädin. Sie kennen vielleicht diese unmöglichen Wörter, die man kaum auszusprechen vermag – Himbeermarmeladenglasdeckel oder Drahtgestellbiegevorrichtung.
Die Neuropsychologin wurde nicht müde, mein Gedächtnis zu prüfen, indem ich mir z. B. Zahlenfolgen einprägen oder die Logik von Bildergeschichten herleiten musste.
Bei den Ergotherapeuten ging es besonders darum, dass ich endlich lerne mit links besser zu schreiben – die rechte Seite ist besonders meine kranke – oder lerne Muster zu erkennen.

Was sonst noch zu erwähnen wäre
Das Essen wurde mittags von Zuco oder John serviert, indem er ein Alu-Behältnis mit dem  Mittagessen aufriss und zum Verzehr bereitstellte. Sicherlich nicht für jede/n geeignet. „Aber der Hunger treibt es rein“. (Aufgrund des Müllaufkommens wäre eine kleine Küche sicherlich besser!)

Der Standort der Klinik ist nicht das, was man sich unter einer Reha-Klinik vorstellt. Aber es geht ja nicht um Erholung in schöner Landschaft, sondern um Therapien, die dem Stand der Wissenschaft entsprechen. Insoweit hat die Klinik meinen Erwartungen voll entsprochen.

Für mich persönlich war die Reha vielleicht zu anstrengend. Nervenschäden lassen sich nun mal nicht weg trainieren. Ein Rhythmus von drei Mal in der Woche hätte gereicht.  Ruhe und Entspannungsphasen waren allerdings Teil der Therapie!

Zusammengefasst: Ich denke, dass eine ambulante Reha in jedem Fall eine Alternative zur stationären darstellt und dass die Klinik am Stein in Dortmund eine gute Adresse ist.

Text: Wolfram (Wolle) Schäfer

W. Schäfer wohnt seit knapp fünf Jahren in Mengede. Mit seinem Rolli ist er jeden Tag unterwegs, um den nordwestlichen Vorort Dortmunds zu erkunden. Er spielt – wenn seine  Erkrankung es ihm erlaubt – exzellent Gitarre.

 

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