Der Heimatverein Mengede wandert wieder – in unserer Nähe gibt es viel zu entdecken

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Nach viermonatiger coronabedingter Zwangspause hat der Heimatverein Mengede seine Wanderaktivitäten wieder aufgenommen.

Auch der Tempel der Ruhe ist einen kleinen Abstecher wert (Hier noch ohne Baugerüst).

Anders als gewohnt, doch mit gleichem Elan und Schwung wie vorher, starteten die Teilnehmer am 2. Juli. Im Einklang mit den Corona-Schutzbestimmungen war eine vorherige Anmeldung erforderlich, Kontaktdaten haben wurden festgehalten und die Abstandsregelungen erläutert. Um keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen zu müssen, standen diesmal die heimischen Gefilde auf dem Wanderprogramm.

Treffpunkt war der Parkplatz gegenüber dem katholischen Friedhof in Bodelschwingh. Für die auswärtigen Gäste war es gar nicht so einfach, diesen an sich markanten Ort an der Schloßstraße zu finden, aber der telefonische Lotsendienst funktionierte besser als die Navigationssysteme.  

Tempel der Ruhe, Schloss Bodelschwingh und Industriedenkmal Westhausen

Vor uns lag der nach Angaben des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV) 16 Kilometer lange Rundweg Bo 1, der einen großen Schlenker über Westerfilde, Huckarde, den Revierpark Wischlingen, Jungferntal und Kirchlinde zurück nach Bodelschwingh macht. Der erste Streckenabschnitt führte zum „Tempel der Ruhe“, einem mystischen Ort im Bodelschwingher Wald. Unter dem klassizistischen achteckigen Monopteros befinden sich die Grabgewölbe der Adelsfamilie zu Innhausen und Knyphausen, den Eignern des Bodelschwingher Schlosses. Mitwanderer Wolfgang, in Bodelschwingh geboren, erzählte, dass dieser Teil des Bodelschwingher Waldes erst mit dem Bau der Autobahn für die Öffentlichkeit freigegeben wurde, und dass es für die Kinder immer besonders reizvoll war, in das „verbotene Terrain“ einzudringen. Allerdings gehörte er nicht zu denen, die die schwere Platte hoben und ins Innere der Grabkammer vordrangen. Augenblicklich ist das Monument eingerüstet und wird denkmalsgerecht renoviert. Schon jetzt war zu erkennen, dass das Äußere einer Reinigung unterzogen wurde. „Recht sanft“, wie unser Denkmalsexperte Hartmut feststellte, „auf jeden Fall war das wohl kein Sandstrahl.“

Immer einen Druck auf den Auslöser wert: Das im Renaissance-Stil gebaute Schloss Bodelschwingh.

Dringend stabilisiert und teilweise erneuert werden müsste auch die Mauer, die den privaten Teil des Schlossparks Bodelschwingh umgibt. Sie ist einsturzgefährdet, doch die Instandsetzung verzögert sich aus Denkmalschutzgründen.  Das Wegstück an der Mauer ist gesperrt und autoritätsgläubige Wanderer müssen einen Umweg über die benachbarte Kleingartenanlage machen. Kurz darauf folgten zwei Highlights der Strecke, die gotische Schlosskirche mit ihren Wurzeln im Jahre 1312 und, nach einem kleinen Abstecher, das im Renaissance-Stil gebaute Wasserschloss Bodelschwingh, eine herausragende Perle unter den westfälischen Herrenhäusern. Auch diejenigen unter den Wanderern, die schon unzählige Male hier gewesen sind, waren beeindruckt von diesem vom schönsten Licht der Morgensonne angestrahlten Prachtgebäude. Anschließend durchquerten wir den Ortskern von Bodelschwingh, der stellenweise noch dörfliche Idylle ausstrahlt, aber auch mit Gebäuden aus der Gründerzeit glänzt.

Industriekultur am Wege: Überbleibsel der ehemaligen Zeche Westhausen.

Am Ortsende erinnern die Reste der ehemaligen Zeche Westhausen an die heimische Bergbauvergangenheit. Erhalten geblieben von dem einst prächtigen Industriegebäude, das sich heute in seinen Ausmaßen nur erahnen lässt, sind nur noch der Malakowturm aus dem Jahre 1873 und die Lohnhalle von 1906. Die östlich an die Lohnhalle anschließende Waschkaue, die architektonisch nicht weniger beachtlich war, wurde um 1993 bei einem Brand so schwer beschädigt, dass die Denkmalpflege schließlich einem Abriss der Ruine zustimmen musste. Die übrig gebliebenen Gebäude sind im Augenblick für die Öffentlichkeit nicht zugänglich und trotz Denkmalschutz in einem recht bedauernswerten Zustand.  

Zum Schluss gab es noch einen Panoramarundblick

Nicht zugänglich für uns waren auch die Anlagen von Schloss Westhusen am Rand von Westerfilde, in dem sich heute eine Seniorenresidenz der Gesellschaft Alloheim befindet. „Im allgemeinen ist das Besichtigen kein Problem, aber wegen Corana dürfen nur Angehörige, und das auch nur unter strengen Restriktionen, das Gelände betreten“, erklärte uns eine Dame im freundlich gehaltenen Ton. Der nächste Wegabschnitt führte auf schattigen Wegen durch den Rahmer Wald, dann immer in der Nähe der S-Bahn Linie durch Siedlungsgebiete mit unterschiedlichen Baustilen. Eine kurze Picknick-Pause gab es im Gustav-Heinemann-Park in Huckarde und im Revierpark Wischlingen in der Nähe des Bezirksfriedhofs.

Revierpark Wischlingen

Mit Anstand hielten wir auch hier den gebotenen Abstand ein. Danach ging es zurück in den Rahmer Wald und bald darauf nach Jungferntal und Kirchlinde, streckenweise begleitet vom „Meeresrauschen“ der A 45, kamen wir schließlich wieder nach Westerfilde. Letzte Rast im einladenden Biergarten der Gaststätte Tante Amanda.

Obwohl wir nicht angemeldet waren, wurden wir von dem Ober, der auch wie ein Ober aussah, sehr freundlich empfangen und schnell bedient. Wir revanchierten uns mit dem Versprühen von guter Laune. Die ist zwar ansteckend, aber nicht mit Corona Viren belastet. Als wir aufbrachen, rief ein Gast vom Nebentisch: „Bleibt doch noch etwas sitzen. Dann können wir uns noch ein bisschen länger an eurem Lachen erfreuen.“  

Nach einem letzten Anstieg zum Hainfriedhof mit Panoramablick bis zur Silhouette der Dortmunder City kamen wir wieder zum Ausgangspunkt. Fazit der Mitwanderer: „Die gemeinsamen Wanderaktivitäten haben uns in den letzten Wochen gefehlt. Aber heute war es fast so wie immer, auch, dass die Strecke mal wieder 20% länger war als vom Wanderführer angekündigt, gehört ja schon zur Tradition.“ 

Nur Begleithund Cooper zeigte sich von diesem Kunstwerk in Jungferntal unbeeindruckt.

Übrigens: Die Augustwanderung, wie immer am ersten Donnerstag im Monat, führt auch diesmal wieder in heimische Gefilde. Auf dem Programm stehen: Die Hochwasserrückhaltebecken auf der Stadtgrenze Mengede/Castrop-Rauxel, die Laurentiuskapelle in Leveringhausen, das alte Schiffshebewerk Henrichenburg, dann über Wirtschaftswege nach Ickern und über den Emscherweg zurück zu den Rückhaltebecken. 

Info

  • Der Rundweg Bo 1 (früher A 1) ist mit seiner neuen Markierung, die ein Verlaufen nahezu unmöglich macht, einer der lohnenswertesten Wanderwege im Dortmunder Nordwesten. Abwechslungsreich führt er auf gut begehbaren Wegen durch die Stadtteile Bodelschwingh, Westerfilde, Huckarde und Kirchlinde.
  • Obwohl der SGV die Streckenlänge mit 16 Kilometern angibt, ergeben sich bei der Navigationsmessung gute 20 Kilometer. An reiner Wanderzeit sollte man knapp 6 Stunden einplanen.
  • Mit kleinen Abstechern findet man Einkehrmöglichkeiten in den genannten Ortsteilen. Direkt am Wege liegt das Traditionslokal „Tante Amanda“ mit seinem einladenden Biergarten. Es ist  i.d.R. wochentags ab 12 Uhr und am Wochenende ab 11.00 Uhr geöffnet.      
Hinweis: Zur Vergrößerung der Fotos diese bitte anklicken!

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