Eiskalte Damenwahl – Eine Kolumne von Peter Grohmann

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Eiskalte Damenwahl

Von Peter Grohmann

8 : 2, Vettel auf Platz 7. Kein Wunder, dass die illegalen Autorennen in der Republik an Fahrt aufnehmen. So manches Medium jubelt zudem gern über die vielen Demonstrationen im Ausland, je weiter weg, umso besser. Dem weißen Russen Lukaschenko – ein Stalinist von altem Schrot und Korn! – gibt man noch ein paar Tage, dann kann er sich auf Putins Datscha zurückziehen, vielleicht gemeinsam mit Netanjahu und dem thailändischen König.
Weiß man’s? Politische Allianzen waren schon immer wunderlich und regelmäßig eher vom Profit geleitet denn von Moral.

Doch jetzt her mit den guten Beispielen! Vor 70 Jahren, am 23. Mai 1949, wurde die Bundesrepublik Deutschland in die Freiheit entlassen und mit ihr auch alle Nationalsozialisten, sofern sie nicht längst frei waren. Ein wenig später haben die Mütter unserer Verfassung den eher utopischen Satz in den Verfassungstext gemogelt, nach dem Männer und Frauen gleichberechtigt sein könnten. Doch wie sagte meine Omi Glimbzsch in Zittau gern? “Peter, das wird ein harter Ritt!” Denn auch in der DDR hat man den Genossinnen nicht über den Weg getraut: Das Zentralkomitee der SED blieb nahezu frauenfrei bis zu seinem wohlverdienten Ende. Keine Damenwahl und keine Möglichkeit, mit Jesus übers Wasser zu laufen, außer im Winter.

Beim Thema Wasser – da sind natürlich auch die Flüchtlinge nicht weit und die Krise so nah wie die Küste. Das konservative Großbritannien wird künftig die Kriegsmarine einsetzen, um Flüchtlinge am illegalen Landgang zu hindern, denn die schießfähige EU-Frontex-Truppe hilft den Tommys nicht mehr. Johnson will so auch WählerInnen aus den unteren Klassen an die Urnen locken (nein, keine Briefwahl, wenn überhaupt): Arbeitslose, Arme und Arbeiter hatten bekanntlich schon immer ein Aber gegen Migranten.

Nur Ben & Jerry’s, die Omi Glimbzsch und ich halten dagegen. Der Speiseeishersteller twittert der Londoner Regierung eiskalt, die wahre Krise sei unser Mangel an Menschlichkeit im Umgang mit Leuten, die vor Krieg, Klimawandel und Folter geflohen sind. Das klingt ganz nach großer Koalition. Doch in diesen Zeiten gehen nicht nur Afrikaner vor die Hunde, sondern selbst alte deutsche Eichen, weil es ihnen an Wasser fehlt. Klimawandel. In heißgemachten Städten wie Stuttgart hat man die Bäume, ja ganze Parks dem Profit geopfert – Wasser in der Stadt und viel mehr Grün hat allenfalls Roland Ostertag gefordert. Der Architekt blieb unerhört bei der selbsternannten politischen Avantgarde:

Jetzt droht die Schließung der oberen Königstraße mangels Kundschaft. Kaufhof und P&C ade, Freiraum für Kunst und Kultur und anderes Wohnen und Arbeiten. Bis dahin gibt’s Trost an der Mahnwache gegen Stuttgart 21 – wieder geöffnet – und am 30.8. im Theaterhaus: Alles Satire, also ernstgemeint.

Peter Grohmann* ist Kabarettist und Koordinator von Bürgerprojekten. Dank an Peter Grohmann für die Zustimmung zur Veröffentlichung dieser Kolumne.
*peter-grohmann@die-anstifter.de

 

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