Buchempfehlung: Die Romanfabrik von Paris

Autor Dirk Husemann veröffentlich seinen sechsten Roman bei Bastei Lübbe

Autor Dirk Husemann

Lesen Sie gerne historische Romane? Ich nicht, weil sie für mich viel über die Phantasie der Autoren aber wenig über das tatsächliche historische Geschehen aussagen. Genauso geht es mir mit Geschichtsbüchern, die zwar die Historie nach dem augenblicklichen wissenschaftlichen Stand wiedergeben, oft aber so sachlich nüchtern geschrieben sind, dass sich bei mir schnell eine Langeweile einstellt. 

Die Bücher Dirk Husemann dagegen fand ich von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Das liegt vor allen Dingen daran, dass er tatsächliche historische Ereignisse und Gegebenheiten mit fiktiven Romaninhalten geschickt miteinander verwebt, so dass man sich oder auch Wikipedia immer wieder fragt, wo die geschichtliche Realität aufhört und wo die Fiktion anfängt. Vor allem aber sind seine Romane äußerst spannend erzählt und in einer so lebendigen Sprache verfasst, dass das Kopfkino permanent eingeschaltet bleibt und die Szenen in Technicolor und CinemaScope mindestens dreidimensional liefert.

So auch bei seinem in diesen Tagen beim Verlag Bastei Lübbe erschienenen sechsten historischen Roman. Er trägt den Titel „Die Romanfabrik von Paris“. Im Mittelpunkt der im Jahre 1851 spielenden Handlung steht der erfolgreiche Schriftsteller Alexandre Dumas, dessen Romane wie „Die drei Musketiere“ oder „Der Graf von Monte Christo“ zu den Bestsellern der Weltliteratur zählen. Generationen von Lesern haben sie nahezu verschlungen. Ursprünglich sind sie als Fortsetzungsgeschichten in der damaligen Presse erschienen. Die Abenteuer- und Historien-geschichten, aber auch die Theaterstücke und Reiseerzählungen von Dumas waren so erfolgsgekrönt, dass die Leser nach immer mehr verlangten und der Autor seine kapazitätsmäßigen Grenzen erreichte. So kam Dumas auf die Idee, mit anderen Autoren zusammen zu arbeiten, andere einzubinden und die Ergebnisse unter seinem Namen zu veröffentlichen. Er verdiente Unsummen von Geld, gab mit offenen Händen Unsummen z.B. für sein Chateau Monte Christo aus, das in kürzester Zeit sein Vermögen aufzehrte. 

Mit der “Romanfabrik von Paris” erschien in diesem Tagen der sechste Roman von Dirk Husemann bei Bastei Lübbe.

Soweit die historischen Fakten, die in den Roman von Husemann einfließen. Darüber hinaus hat er Dumas haarsträubende Abenteuer auf den nicht gerade schlanken Leib geschrieben, die den Schwer– und Mittelpunkt des Romangeschehens bilden. Da muss der Protagonist nicht nur vor seinen Gläubigern fliehen, da jagt er quer durch Europa auch drei ägyptischen Amuletten aus dem Nachlass seines Vaters nach. Die hat er vor Jahren preiswert verkauft. Jetzt versprechen sie ihm einen Millionengewinn. Er gewinnt mit der deutschen Gräfin Anna Dorn eine unerwartete Verbündete, obwohl diese anfangs seine unerbittliche Gegnerin war und ihm die Zensurbehörde auf den Hals schickte. Die Beziehung zwischen den beiden, die man durchaus als Liebegeschichte bezeichnen kann, ist manchmal rührend, manchmal komisch, zutiefst menschlich, aber auf jeden Fall außergewöhnlich. 

Auch aktuelle Züge sind zu erkennen. Da macht sich vorangetrieben vom Lohnschreiber Fruchard mit dem Bösewicht Lemaitre als Drahtzieher die Romanfabrik selbständig, da werden Fake-News produziert, Staatgeheimnisse ausgeplaudert und als Auslöser für Unruhen, Ausschreitungen und politische Umstürze eingesetzt. Häufig entwickelt Autor Husemann eine schriftstellerische Phantasie, die seinem Vorbild Dumas in nichts nachsteht. So z.B., als er die Identität und Herkunftsgeschichte von Lemaitre aufdeckt oder wenn er dessen magische Kräfte und die der Amulette ausmalt. Manchmal sind seine Schilderungen auch tragikomisch gespickt wie bei der Beschreibung der bemitleidenswerten Rolle eines armen Schweins bei der russischen Wolfsjagd.

Nach über 450 spannenden Seiten bekommen die Übeltäter ihre verdienten Strafen. Für die Protagonisten ergibt sich ein Happyend. Nicht kitschig aufgesetzt, sondern so, wie es sich aus dem vorherigen Handlungsverlauf ergibt. Es lohnt sich auf jeden Fall, auch das 6-seitige Nachwort zu lesen. Hier erläutert Husemann seine Recherchequellen, gibt Hinweise auf tatsächliche geschichtliche Gegebenheiten und die historische Gestalt Dumas.  Er erläutert, wo er im Sinne der dichterischen Freiheiten großzügig mit der Historie umgegangen ist.

Das 480 Seiten starke Buch kostet 12,90 €. Es ist in der Buchhandlung am Amtshaus in Mengede vorrätig bzw. kann innerhalb von 24 Stunden beschafft werden.

Kommentare sind geschlossen.