Advent in Coronazeiten ( 6 )

No driving home for Christmas –
Alles anders für binationale Familien im pandemischen Dezember

Foto: K.N.

Eva Latterner

„Ihr Kinderlein kommet…“, dieses Lied werden wir zum Fest 2020 ganz sicher nicht anstimmen; hatten wir doch seit dem Sommer Zeit, uns an den Gedanken zu gewöhnen, dass wir unsere amerikanische Familie, Kinder und Enkelkinder, in diesem Jahr nicht persönlich sehen können, dass der alljährliche Weihnachtsbesuch ausfallen wird.

Und was im Sommer noch ganz gut überspielt und weggeschoben werden konnte, drängt jetzt ins Bewusstsein und beeinflusst das adventliche Gefühl. Die Vorfreude auf Weihnachten hat traurige Einsprengsel. Das vielgeliebte Familienchaos der letzten Jahre findet nicht statt, stattdessen wird es eine ruhigere und stark stressreduzierte Weihnachtszeit geben. Ach ja, auch gut.
Gut auch, dass ich mich mit meiner Nachbarin bei Gesprächen am Gartenzaun über diesen Dezember und das damit verbundene Gefühlsgemenge unterhalten kann. Mein Versuch, der aktuellen Situation etwas Positives abzugewinnen, wird von ihr mit einem Lächeln beantwortet: „In Wirklichkeit möchtest du doch jeden Abend Küche und Wohnung aufräumen“, sagt sie, als ich ihr wortreich erkläre, wie gut ich auf zusätzliche Einkäufe, die ganze Kocherei und das ständige Aufräumen verzichten kann. 

Und dann erzählt sie, dass sie sich in diesem Jahr ebenfalls jede Menge Weihnachtsstress erspart: Keine stundenlange Fahrt am Heiligen Abend Richtung Polen, keine Geschenkeinkäufe in letzter Minute und auch nicht dieses üppige 12-gängige Weihnachtsmenü.
Wir müssen beide lachen- natürlich nicht zu laut, Sie wissen schon, die Viren!
Bestens vernetzt werden wir in diesem Jahr die Advents- und Weihnachtszeit digital mit unseren Lieben im Osten und im Westen feiern. Und am Gartenzaun werden wir uns zum ersten Mal „ Frohe Weihnachten“ wünschen können, am Feuertopf, mit Glühwein und Kartoffelsalat, Wodka und Schlesischen Mohnklößen.

Es wird anders, aber es wird gut.

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Die Idee zu „Advent in Coronazeiten”
Die Pandemie hat uns immer noch im Griff… .
Wegen Corona fallen nicht nur sämtliche größeren Kulturereignisse aus, auch die vielfältigen Aktivitäten der örtlichen Vereine und Gruppen sind zum Erliegen gekommen und können praktisch durch nichts ersetzt werden. Aber mit Hilfe des Netzes können zumindest weitere solidarische Signale an die Menschen um uns herum versendet werden. MIT wird in der bevorstehenden Advents- und Weihnachtszeit  auf unterschiedliche Art und Weise versuchen, an dieser Stelle eine zusätzliche Plattform zum Info-Austausch zu bieten. Also: Wer Lust und Zeit hat, darf sich gerne beteiligen.
Es ist mit Sicherheit kein adäquater Ersatz für das soziale Miteinander,  für den Gedankenaustausch und das gemütliche Beisammensein. Aber sicher ist auch: Wenn wir durchhalten wollen, geht das viel besser gemeinsam. (K.N.)

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