No driving home for Christmas –
Alles anders für binationale Familien im pandemischen Dezember
Eva Latterner
„Ihr Kinderlein kommet…“, dieses Lied werden wir zum Fest 2020 ganz sicher nicht anstimmen; hatten wir doch seit dem Sommer Zeit, uns an den Gedanken zu gewöhnen, dass wir unsere amerikanische Familie, Kinder und Enkelkinder, in diesem Jahr nicht persönlich sehen können, dass der alljährliche Weihnachtsbesuch ausfallen wird.
Und was im Sommer noch ganz gut überspielt und weggeschoben werden konnte, drängt jetzt ins Bewusstsein und beeinflusst das adventliche Gefühl. Die Vorfreude auf Weihnachten hat traurige Einsprengsel. Das vielgeliebte Familienchaos der letzten Jahre findet nicht statt, stattdessen wird es eine ruhigere und stark stressreduzierte Weihnachtszeit geben. Ach ja, auch gut.
Gut auch, dass ich mich mit meiner Nachbarin bei Gesprächen am Gartenzaun über diesen Dezember und das damit verbundene Gefühlsgemenge unterhalten kann. Mein Versuch, der aktuellen Situation etwas Positives abzugewinnen, wird von ihr mit einem Lächeln beantwortet: „In Wirklichkeit möchtest du doch jeden Abend Küche und Wohnung aufräumen“, sagt sie, als ich ihr wortreich erkläre, wie gut ich auf zusätzliche Einkäufe, die ganze Kocherei und das ständige Aufräumen verzichten kann.
Und dann erzählt sie, dass sie sich in diesem Jahr ebenfalls jede Menge Weihnachtsstress erspart: Keine stundenlange Fahrt am Heiligen Abend Richtung Polen, keine Geschenkeinkäufe in letzter Minute und auch nicht dieses üppige 12-gängige Weihnachtsmenü.
Wir müssen beide lachen- natürlich nicht zu laut, Sie wissen schon, die Viren!
Bestens vernetzt werden wir in diesem Jahr die Advents- und Weihnachtszeit digital mit unseren Lieben im Osten und im Westen feiern. Und am Gartenzaun werden wir uns zum ersten Mal „ Frohe Weihnachten“ wünschen können, am Feuertopf, mit Glühwein und Kartoffelsalat, Wodka und Schlesischen Mohnklößen.
Es wird anders, aber es wird gut.
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