Klimaschutz ist mehr als ein Wettbewerb

Denke global, handle lokal

Von Eva Latterner

Die verheerende Flut in NRW und RLP sowie die Bilder der Hitzewellen in  den Mittelmeerländern und an der amerikanischen Westküste haben aktuell dazu geführt, dass die Folgen des Klimawandels stark in den Blickpunkt gerückt sind, das heißt, dass Forderungen nach einer klimagerechten Politik lauter formuliert werden.
Auf dieser Welle schwimmt die Stadt Dortmund mit einem Anfang August ausgelobten Wettbewerb: „Aus Grau mach Bunt – Von der Schotterwüste zur Klimaoase“, für den das Umweltamt und die Koordinierungsstelle“nordwärts“ verantwortlich zeichnen. 

Der verständliche und notwendige Kampf gegen die zunehmende Verschotterung der Vorgärten wird erweitert zum Kampf gegen den Klimawandel. So weit, so gut. Privatleute in den nördlichen Stadtteilen sollen für die Problematik der Klimaveränderungen sensibilisiert werden, sie sollen eigenverantwortliches Handeln erlernen.
In den nördlichen Stadtteilen? Nicht in der ganzen Stadt? Gibt es südlich der B1 keinen Klimawandel? Und keine Schottergärten?

Beim Thema Klimawandel sollten keine halben Sachen gemacht werden!

Zwei Vorgärten sollen im Rahmen des Wettbewerbes prämiert werden: der derzeit klimafreundlichste Vorgarten, die grüne Oase in der nördlichen Stadt und der „Schottergarten mit dem größten Handlungsbedarf“, vulgo der hässlichste Vorgarten in der nördlichen Stadt.
Nicht erklärt wird in der Auslobung, wie die Umwandlung der Steinwüste in einen naturnahen Garten nach der Prämierung überprüft und gegebenenfalls begleitet wird.

Unabhängig von der wettbewerblichen Bemühung um Sensibilisierung für ein umwelt- und klimafreundliches Stadtbild existieren vielerorts bereits klare Verbote, private Vorgärten zu versteinern, sie unwirtlich und lebensfeindlich zu gestalten.
So sind in unserer Stadt mittlerweile Schottergärten in Neubaugebieten mit Hilfe der Bebauungspläne untersagt. In Baden- Württemberg sind sie seit dem 1. August 2020 ausdrücklich verboten.

Vor dem Hintergrund der eingangs erwähnten Folgen des Klimawandels würde auch der Stadt Dortmund ein beherzteres Vorgehen gegen jedwede unnütze Versiegelung, im privaten und im öffentlichen Raum, gut zu Gesicht stehen. Der ganzen Stadt.
In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass auch das zunehmende Verschwinden der Strauch- und Heckenpflanzungen zugunsten von Gabionen und Stahlgitterzäunen mit Plastikfolie erheblich zur Aufheizung der Siedlungsbereiche beiträgt.

Die Fragestellung darf bei dem Wettbewerb nicht lauten: Wer hat den grünsten und wer den gräulichsten Garten und wird prämiert? Sondern: Wie gelingt es uns als Stadtgesellschaft, unser Umfeld lebenswert, naturnah und damit klimaresilienter zu gestalten?  Jetzt – und nicht erst 2030!

Fotos: Archiv MIT; das Foto oben rechts stammt aus Schwerte-Ergste, das zweite Foto von oben stammt aus Dortmund, das dritte Foto vom Niederrhein und das vierte Foto wieder aus Dortmund. Zur Vergrößerung der Fotos diese bitte anklicken!

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