Profifußballer – ein Traumberuf?

Premiere des Films „Nachspiel“ im Dortmunder CineStar

Von Henry Mühlhausen

Es ist der Traum vieler Kinder und Jugendlicher, Fußballprofi zu werden. Denn das würde bedeuten, vor Zehntausenden von Zuschauern in der Bundesliga zu spielen und vielleicht sogar einmal in die Nationalmannschaft berufen zu werden.
Aber nur für wenige geht dieser Traum in späteren Jahren dann auch in Erfüllung. Der weitaus größte Teil der jungen Fußballer muss seine Träume von einer Profikarriere trotz vorhandenem Talent aus den verschiedensten Gründen manchmal sogar sehr frühzeitig begraben. 

Dieser Thematik widmet sich der Film „Nachspiel“ von Christoph Hübner und Gabriele Voss. Dabei ist „Nachspiel“, genau genommen, der finale Teil einer Film-Trilogie, die bereits 2003 mit den Filmen „Die Champions“ und „Halbzeit“ in 2010 ihren Beginn hatte. Damit also ein Filmprojekt, das sich einschließlich seiner Vorbereitungsarbeiten über einen Zeitraum von fast zwanzig Jahren erstreckte. Bereits im Herbst 2019 wurde „Nachspiel“ auf dem Dokumentarfilm-Festival in Leipzig erstmalig gezeigt, pandemiebedingt konnte die offizielle Premiere erst am Dienstag, dem 10. August im Dortmunder CineStar stattfinden.  

v.l.: Edwin Boekamp, Florian Kringe, Mohammed Abdulai, Heiko Hesse, Christoph Hübner, Gabriele Voss

Was sind die Ideen und Hintergründe für diese Dokumentarfilmreihe?
Am Beispiel ehemaliger Nachwuchsfußballer, die die Jugendmannschaften von Borussia Dortmund durchliefen und auch mit ihnen Titel gewannen, berichtet der Film über die erlebten Höhen und Tiefen der Spieler. Und das von den Anfängen bis zur Beendigung ihrer Fußballkarrieren. Dabei sind insbesondere in „Nachspiel“ die Spieler Mohammed Abdulai, Heiko Hesse und Florian Kringe im Fokus der Filmemacher gewesen.

Nur Talent ist nicht ausreichend
Der Film „Nachspiel“ verdeutlicht am Beispiel der drei BVB-Spieler wie entscheidend Arbeitseinsatz, Wille, Ausdauer, Disziplin, körperliche Robustheit aber auch Glück für den Verlauf einer Karriere im Fußball sind. Gezeigt wird die bis jetzt aufgelaufene Lebensgeschichte der Ex-Spieler, die mittlerweile nicht mehr aktive Fußballer sind. Das geschieht im Film mit Szenen aus früheren Spielen, Trainingseinheiten und ihrem jetzigen beruflichen Alltag. Zeitzeugen wie Lars Ricken, jetzt Nachwuchskoordinator beim Borussia Dortmund oder BVB-Jugendtrainer Edwin Boekamp kommentieren dabei den von Training geprägten Alltag und geben Einblick in die Nachwuchsarbeit eines Bundesligavereins.
Bei allen drei Spielern hat sich die Zeit nach dem Fußball sehr unterschiedlich entwickelt. Der gebürtige Ghanaer, Mohammed Abdulai, der mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten hat und den es nach Verletzungen, fußballerisch nach Belgien, Bulgarien und sogar Bangladesch verschlagen hatte, ist mittlerweile fest angestellter Busfahrer bei einem renommierten Wittener Busunternehmen. Heiko Hesse, der in den USA und England Wirtschaft studiert und beste Abschlüsse aufzuweisen hat, arbeitet jetzt als Finanzberater bei der EU-Kommission in Brüssel. Florian Kringe ist dagegen der einzige, der dem Fußball immer noch verbunden ist. Nach Beendigung seiner Profikarriere, die ihn neben dem BVB zum 1. FC Köln, Hertha BSC und FC St. Pauli führte, arbeitet Kringe im Team des Spielervermittlers Thomas Kroth, ebenfalls ein ehemaliger BVB-Spieler. Bereits mit 34 Jahren musste sich Kringe einer schweren Hüftoperation unterziehen, die seine Aktivitäten auf dem Rasen, sogar beim Hobbyfußball leider stark einschränken. Was alle drei Ex-BVB-Spieler gemeinsam haben: alle drei sind stolze Väter geworden und ihre Herzen schlagen immer noch schwarzgelb. Der Film enthält zahlreiche Beweise dafür. 

Viel Applaus für die Protagonisten und Filmemacher nach der Premiere im CineStar.

   Lohnt sich ein Kinobesuch für „Nachspiel?“
Was bringt der Film dem Kinobesucher? Er gibt einen Einblick in die für viele sicherlich noch weitgehend unbekannte Welt der Nachwuchsförderung im Fußball. Er zeigt, dass der Fußball talentierten jungen Spielern viele Chancen bietet. Er kann dazu beitragen, Wünsche zu erfüllen, er kann auf der anderen Seite aber auch gnadenlos und sogar grausam sein. Auf alle Fälle kann er den weiteren Lebenslauf und den Charakter entscheidend formen. Und mancher „Experte“ der auf der Tribüne oder vor dem Fernseher, einen Spieler als „ewiges Talent“ bezeichnet, oder bei diesem „fehlendes Durchsetzungsvermögen“ oder „mangelnde Bundesliga-Tauglichkeit“ feststellt, wird nach dem Film möglicherweise seine Kritik überdenken oder vielleicht sogar ändern. Nämlich weil ihm der Film einige Facetten des Fußballalltags gezeigt hat, die er bisher noch nicht kannte. 

Daher als Kinotipp, auch für weniger Fußballinteressierte, ein klares: „Ja, ein sehenswerter Film!“  

„Nachspiel“ wurde vom WDR und der Film- und Medienstiftung NRW gefördert und wird kurzfristig in mehreren ausgewählten Kinos bundesweit zu sehen sein. Teilweise auch im Verbund mit den ersten beiden Folgen der Trilogie. Der Trailer gibt schon einen kleinen Vorgeschmack:

https://nachspiel.realfictionfilme.de/#trailer           

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