Buchempfehlung des Monats

Benjamin Myers: Der perfekte Kreis

Von Hella Koch – Buchhandlung am Amtshaus

Mario Lars Bücher

Auch im Sommer 1989 tauchen auf den Feldern Südenglands Kornkreise auf. Doch anders als die weltweit bekannten und diskutierten Phänomene andernorts sind sie komplex und bestrickend bildschön. Auch jetzt schlagen die Wellen in den Zeitungen hoch: Sind Ufos und Außerirdische verantwortlich? Gibt es ein internationales Netzwerk, das sich mittels konspirativer Zeichen verständigt? Oder imitieren einfach irgendwelche Jugendlichen die verbreiteten Bilder? Doch wie sind dann die mathematisch exakte Machart und Präzision sowie die komplizierte Gestaltung zu erklären?

Der ehemalige Elitesoldat Calvert, kriegsversehrt und traumatisiert, und der verkrachte Punkmusiker Redbone sind Freunde. Sie verfolgen Entwurf und Ausführung der Kornkreise als Langzeitprojekt und steigern ihre Fähigkeiten dabei von Jahr zu Jahr. Es begann aus Not, Verrücktheit, Angst, Spaß und noch vielem mehr. Die Kornkreise sind auch eine Rettungsleine, eine Therapie. Doch ist das Tun der beiden eben auch reine Kunst, findet seinen Zweck in sich selbst: Schönheit um der Schönheit willen. Beide sind vereint in ihrer Ablehnung jedweder Art von Obrigkeit und ihrer Liebe zum Land, in ihrem Zorn über seine Zerstörung.
Am Allerwichtigsten ist, dass wir die Aufmerksamkeit auf das Land selbst lenken. Weil, ernsthaft, es geht nicht um die Muster oder die Kornfelder, es geht um das Land. Es geht darum, den Menschen beizubringen, es zu lieben. Und hier spricht nicht nur Calvert, hier spricht der Autor, wie schon im Vorgängerband „Offene See“.

Dieses kleine, feine Buch um zwei außergewöhnliche Helden, eine Männerfreundschaft, die ihren Grund übrigens auch in der Verbindung in buddhistisch geprägtem Denken findet, zieht einen zunehmend in einen Bann, der auch auf dem magisch-pathetischem und dabei rauschhaft-witzigem Stil beruht. Der Band ist wunderschön mit einem japanischen Enso des Zen gestaltet: Ein perfekter Kreis kann prinzipiell nicht erschaffen werden. Auch auf subatomarer Ebene ist er immer ein bisschen ungleich. Der perfekte Kreis kann nur als Idee existieren.

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