Das Objekt des Monats Mai im MKK

Wo Fürstinnen sich betten:
Das Objekt des Monats Mai im MKK stammt aus der Zeit des Empire

Das Objekt des Monats Mai im Museum für Kunst und Kulturgeschichte hat MKK-Restauratorin Christiane Hummes ausgesucht und beschrieben. Es ist ein Paradebett aus der Zeit um 1830, im MKK zu finden im dritten Obergeschoss in der Empire-Abteilung.
Das Bett wurde 1934 als ein „Paradebett aus einem westfälischen Schlosse“ bei einem Berliner Kunsthändler angekauft. Doch was ist eigentlich ein Paradebett?

In zeitgenössischen Enzyklopädien ist zu lesen, dass das Wort „Parade“ „denjenigen Sachen beygeleget wird, die da mehr zum prächtigen Ansehen und zum Staat, als zum Gebrauche dienen sollen, und nur zum Aufputz und Zierde aufgestellet werden.“ Das Paradebett ist Teil des Paradeschlafzimmers und damit meist neben dem Thronzimmer der Höhepunkt einer langen Abfolge von Paradezimmern, die ausschließlich repräsentativen Zwecken dienen.
Vorbild für diese Abfolge war das Schloss von Versailles, wo Ludwig XIV. gemäß dem höfischen Zeremoniell das Lever & Coucher, also das An- und Auskleiden des Königs, im Beisein des Hofstaates abhielt. Auch wenn die offiziellen Staatsgeschäfte und Empfänge in anderen europäischen Fürstenhäusern eher in Audienzzimmern stattfanden, war Versailles das architektonische Vorbild und prägte die Raumaufteilung.

Paradebett, Lit en bateau, um 1830, Nadelholz, Kirschbaum furniert, gefasst ©MKK, Joana Maibach

Im Empire prägte wiederum Napoleon mit seinen römischen Kaiserzeitphantasien und ägyptischen Eroberungszügen die Sehnsucht nach der Antike und damit den fürstlichen Möbel- und Einrichtungsstil. Das Bett wurde ganz neu erfunden. Verschmolz es früher mit der Wandvertäfelung und ordnete sich dem Gesamtkonzept unter, steht es jetzt als isoliertes, plastisches Gebilde vor einer neutralen Wand. Das fürstliche Schlafzimmer ähnelt nun einem antikem Tempel, das Bett steht mittig auf einem Podest und längs vor der Wand.
Für die klassizistischen Architekten war es eine große Herausforderung, das Bett symmetrisch und einheitlich zu gestalten und die vertikale Kopf- und Fußwand mit den Bettbrettern der Seiten zu einer stimmigen Gesamtform zu verbinden. Im elegant geschwungenen Ruhebett der Madame Récamier, der nach ihr benannten Récamière, war dies in einer Perfektion gelungen, die auch als Vorbild für das „Lit en bateau“ diente, das Gondelbett, auch Kahn- oder Schlittenbett genannt. Es avancierte zur gebräuchlichsten Bettform des Empire.
Der Gondelcharakter entsteht durch das gleich hohe Kopf- und Fußteil, welches gewölbt oder oben eingerollt ist. Verziert sind die Bettenden seitlich mit geschwungenen Schwanenhälsen, deren Federbusch aus dem höchsten Punkt des Bettes entspringt und deren Schnäbel auf dem Bettrand anmutig aufliegen. Sie sind wie die Füße mit Pudergold auf grünem Grund gefasst. Das Bett selbst ist mit Kirschbaumfurnier vertikal auf Stoß gespiegelt und bildet durch die Wahl astreichens Holzes ein interessantes, farblich changierendes Furnierbild.

1998 wurde das Bett für die neue Dauerausstellung mikroskopisch untersucht, um ein Restaurierungskonzept zu erstellen. Die Malschichtuntersuchungen zeigten im Querschliff die originale Farbigkeit und zwei weitere Überfassungen. Daraufhin wurde das ursprüngliche Erscheinungsbild digital rekonstruiert: Federbusch, Schnabelhornhaut und Kopfschmuck waren polimentvergoldet, der Hals und der Kopf wiesen eine blaugrüne Fassung auf, die einer tiefdunklen Bronzepatina ähnelt.
Dr. Hans Ottomeyer, Kunsthistoriker und Sachverständiger, ordnete das Bett bei einem Besuch im MKK in die Zeit des zweiten Empires um 1830 ein und vermutete aufgrund der grazilen Form und der Schwan-Attribute, dass es das Paradebett einer fürstlichen Dame war.

Quelle: Pressestelle der Stadt Dortmund

Kommentare sind geschlossen.