Zukunftsinitiative Klima.Werk

Extremwetter: Die Region muss saugfähig werden

Die Hochwasser-Lage hat sich entspannt, doch die Regenfluten zum Jahreswechsel haben einmal mehr deutlich gemacht: Die Folgen des Klimawandels mit einer Zunahme von Extremwetter sind in der Region angekommen. Ein Konzept, um Schäden von Dauer- und Starkregen abzumildern, ist die Schwammstadt. Den Umbau von Infrastruktur nach diesem Prinzip setzt die Zukunftsinitiative Klima.Werk von Emschergenossenschaft/Lippeverband und Kommunen um.

Schwammstadt Beispiel 1
Regenwasser unter der Erde speichern: Bei diesem Parkplatz in Herne kann Niederschlag versickern und wird in unterirdische Rigolen geleitet. Hier das Speichersystem im Bau.
© Rupert Oberhäuser/ EGLV

Wenn es regnet, trifft der Niederschlag in den Städten der Emscher-Lippe-Region auf viele versiegelte Flächen und kann dort nicht versickern. Häufig funktioniert die Entwässerung noch so, wie es viele Jahrzehnte Standard war: Das Regenwasser wird von Haus- und Grundstücksflächen, Straßen und Parkplätzen auf möglichst direktem Weg in die Kanalisation abgeleitet. Diese Bewirtschaftung hat Nachteile, denn zum einen fließt so sauberes Regenwasser zusammen mit Abwasser zu den Kläranlagen, wird unnötig gereinigt und fehlt zur Bewässerung und Kühlung in den Städten. Hinzu kommt: Im Falle von Dauer- oder Starkregen ist die Kanalisation überlastet, die großen Niederschlagsmengen haben keinen Platz, können nicht versickern, Überflutungen drohen.

Private und öffentliche Flächen umbauen
„Wir müssen unsere Infrastrukturen anpassen, mehr Aufnahmekapazitäten, Speicher- und Rückhaltemöglichkeiten für Regenwasser in den Wohnquartieren schaffen, denn häufigeres Extremwetter ist eine unumkehrbare Folge des Klimawandels“, sagt Prof. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft und Lippeverband. Diesen Umbau der Region auf öffentlichen und privaten Flächen betreiben die Wasserwirtschaftsverbände zusammen mit Kommunen in der Zukunftsinitiative Klima.Werk.

Rolle des Regenwassers ist zentral

Schwammstadt Beispiel 2
Kühlt und verschönert das Umfeld: die Fassadenbegrünung am Parkhaus des Bottroper Hauptbahnhofs.
© Kirsten Neumann/ EGLV

Das Schwammstadt-Prinzip muss oberste Leitlinie in der Stadtplanung werden, so die Forderung. Es ist einer von mehreren Bausteinen, um die Region klimarobust umzugestalten und Hochwasserschutz zu gewährleisten. Beim wasserbewussten Stadtumbau nach dem Schwammstadt-Konzept ist die Rolle des Regewassers zentral. Es soll nicht mehr zusammen mit Schmutzwasser aus Haushalten oder von anderen Flächen in die Kanalisation und zur Kläranlage abgeleitet werden, sondern vor Ort gespeichert, aufgefangen oder versickert werden. Diese naturnahe Regenwasserbewirtschaftung stärkt den natürlichen Wasserkreislauf und damit zum Beispiel Grundwasser oder Gewässer. Sie führt aber auch dazu, das Regenwasser verdunsten kann und so die Lufttemperatur kühlt oder zur Bewässerung von Pflanzen zur Verfügung steht.
Je mehr Speicherkapazitäten und Ablaufflächen es für Niederschlag gibt, desto geringer ist auch das Gefährdungspotenzial von Stark- oder Dauerregen. Je mehr Grün und damit Verdunstungsflächen es gibt, desto besser funktionieren Kühlung und Frischluftzufuhr.

Speichern, entsiegeln, abkoppeln
Verschiedene bauliche Veränderungen sind notwendig, um städtische und private Infrastruktur saugfähig zu machen: Dach- und Fassadenbegrünungen, die Abkopplung der Niederschlags-Entwässerung von der Kanalisation, die Entsiegelung von Flächen, der Bau von unterirdischen Speichern (Rigolen), das Anlegen von Versickerungsmulden oder multifunktionalen Flächen. Letztere sind so gestaltet, dass sie im Ernstfall überflutet werden können, ohne das größere Schäden entstehen, und Regenwasser aufnehmen können.

Für solche Bauten gibt es in der Emscher-Lippe-Region viele Beispiele, seit fast 20 Jahren setzt die Emschergenossenschaft gemeinsam mit ihren Partner-Kommunen in der „Zukunftsvereinbarung Regenwasser“ oder der Zukunftsinitiative Klima.Werk das Schwammstadt-Prinzip um, im Lippeverbandsgebiet machen ebenfalls zunehmend Kommunen mit. Ein Parkplatz in Herne, unter dem Speicher für Regenwasser verbaut sind. Schulhöfe, auf denen Versickerungsmöglichkeiten und Ableitungen in Gewässer geschaffen worden sind. Eine multifunktionale Fläche wie die Freizeitanlage Hausacker in Bochum, die Regenwasser speichern und aufnehmen kann, begrünte Dächer in Oberhausen oder Essen, Siedlungen in Dorsten oder Holzwickede, die von der Mischwasserkanalisation abgekoppelt sind: Auf der Webseite klima-werk.de findet sich ein Ausschnitt der Projekte, die alle zusammen als kleine Bausteine die Region klimaresilient machen.

Alle müssen mitmachen
„Wir sind noch lange nicht am Ziel“, betont Uli Paetzel, „der Umbau von Bestandsflächen und -strukturen nach dem Schwammstadt-Prinzip ist eine aufwändige und teure Aufgabe für die Region. Dafür braucht es die Unterstützung und das Mitmachen von allen: Land, Kommunen, Politik, Wasserwirtschaft, aber auch von Unternehmen und Bürgerinnen und Bürgern.“

Die Zukunftsinitiative Klima.Werk kann für die Umsetzung sowohl Kommunen als auch Privaten Fördergelder zur Verfügung stellen: Über den Topf der „Zukunftsvereinbarung Regenwasser“ (ZVR) oder das Landesprogramm „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ (KRiS). Bis 2030 können allein über letzteres rund 250 Millionen Euro in den Umbau investiert werden.

Weitere Informationen:
 www.klima-werk.de
 www.eglv.de

Quelle: EGLV

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