Poem zum Frauentag 2024 – Peter Grohmann

Poem zum Frauentag 2024

Von Peter Grohmann
(Frei nach Selma Meerbaum-Eisinger)

Selma Meerbaum-Eisinger (1924 – 1942) starb als verfolgte Jüdin achtzehnjährig im Zwangsarbeitslager Michailowka (heutige Ukraine). Das Lager unterstand der SS

Poem

Die Bäume sind von weichem Lichte übergossen,
im Winde zitternd glitzert jedes Blatt.
Der Himmel, seidig-blau und glatt,
ist wie ein Tropfen Tau vom Morgenwind vergossen.

Die Tannen sind in sanfte Röte eingeschlossen
und beugen sich vor seiner Majestät, dem Wind.
Hinter den Pappeln blickt der Mond aufs Kind,
das ihm den Gruß schon zugelächelt hat.

Im Winde sind die Büsche wunderbar:
bald sind sie Silber und bald leuchtend grün
und bald wie Mondschein auf lichtblondem Haar
und dann, als würden sie aufs neue blühn.

Ich möchte leben.
Schau, das Leben ist so bunt.
Es sind so viele schöne Bälle drin.
Und viele Lippen warten, lachen, glühn
und tuen ihre Freude kund.

Sieh nur die Straße, wie sie steigt:
so breit und hell, als warte sie auf mich.
Und ferne, irgendwo, da schluchzt und geigt
die Sehnsucht, die sich zieht durch mich und dich.

Der Wind rauscht rufend durch den Wald,
er sagt mir, daß das Leben singt.
Die Luft ist leise, zart und kalt,
die ferne Pappel winkt und winkt.

Ich möchte leben.

Ich möchte lachen und die Lasten heben
und möchte kämpfen, lieben, hassen
Ich möcht’ den Himmel mit den Händen fassen
und möchte frei sein, atmen, schrein.
Ich werde unter Freunden sein…

 

 

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