5. Gartenflair im Park von Haus Bodelschwingh nach dem Supersommer
Den Engländern sagt man nach, dass sie viel vom Wetter reden, nicht nur, weil es im Vereinigten Königreich oft regnet, sondern weil sie obendrein das Gärtnern lieben. 2018 ist in Dortmund das Wetter ebenfalls ein Thema, aber deswegen, weil es nicht geregnet hat. Kein Wunder, dass auch die Bodelschwingher Schlossherrin Mireta Freifrau zu Knyphausen bei der Eröffnung der fünften Gartenflair-Messe die heißen, trockenen Sommermonate zu einem Thema ihrer Begrüßung machte: braunes Gras, Bäume mit vertrockneten Blättern, Rosen zu schlapp für die Blüte – sogar den Fischen im Schloßteich sei die Luft knapp geworden. Die Schauer der letzten Tage brachten Rettung: der Park im Nordwesten der Stadt zeigt sich an diesem Wochenende (zumeist) wieder frisch begrünt.
Diesmal eröffnete Oberbürgermeister Ullrich Sierau die dreitägige Messe am Wochenende des meteorologischen Herbstanfangs. Das Stadtoberhaupt betonte den Wert der romantischen Anlage von Haus und Park Bodelschwingh, seine Geschichte und Tradition und verwies darauf, dass die nördlichen Stadtbezirke im Rahmen des „Nordwärts“-Projektes durch weiteres Grün entlang der Emscher und im Rahmen der Internationalen Gartenausstellung 2027 aufgewertet werden sollen. Eröffnungsgäste waren außerdem Vertreter der Mengeder Lokalpolitik, an der Spitze Bezirksbürgermeister Wilhelm Tölch, und der örtlichen Vereine, z. B. Heimatvereinsvorsitzender Hans-Ulrich Peuser sowie Repräsentanten anderer Einrichtungen und viele Bürger. Das Wetter zeigte sich am ersten Tag von der für eine Gartenmesse besten Seite: weder kalt noch heiß und – trocken.
140 Aussteller nahmen oft weite Anreise in Kauf
140 Aussteller präsentieren ihr Angebot in den weißen Messe-Pagoden vor grüner Kulisse: Pflanzen wie Stauden und Gehölze sind ebenso zu finden wie seltene Gemüse, z. B. lila Kartoffeln oder bunte Kürbisse. Breiten Raum nimmt auch Dekoratives für den Garten ein, meist wetterfeste, plastische Arbeiten aus Ton oder Metall. Die Gärtner, Kunsthandwerker, aber auch die Anbieter von Essbarem nehmen oft weite Anreisen in Kauf. So sind Carmen und Werner Frank, die unter dem Stichwort „Erotische Kunst“ ihre mit Metall patinierten weiblichen Holzskulpturen anbieten, in München zu Hause.
Außer Kaufrausch und Kaffeepause lässt sich noch jede Menge Unterhaltung mit Live-Musik, Kinderprogramm oder Ruderbootfahren auf der Schlossgräfte genießen. Liebhaber alter Bäume kommen bei einem Rundgang auch ganz ohne weiteres Programm auf ihre Kosten.
Auffallend sind nicht nur die besonders alten, mächtigen Riesen. Eine außergewöhnliche Gestalt (siehe Bild oben) zeigt eine Eiche mit Drehwuchs. Solche Eichen waren früher bei Schiffsbauern sehr gefragt, weil man aus ihnen Schiffe mit rundlichen Bäuchen bauen konnte, die mehr Frachtraum boten. Das Phänomen ist bei Buchen allerdings bekannter. Im Süntelgebirge in Niedersachsen sind Bäume dieser Art häufiger zu entdecken. Es handelt sich um eine Mutation. Jede Süntelbuche ist übrigens einzigartig. Im Gegensatz zu den drehwüchsigen Eichen waren sie allerdings überhaupt nicht beliebt, weil ihr Holz zu nichts zu gebrauchen ist, nicht einmal für den Kamin. Es lässt sich nicht stapeln.