Der Tempel der Ruhe – ein klassizistisches Kleinod im Bodelschwingher Wald

Denkmal des Monats April 2021

Ein kleiner runder Tempel ragt aus dem Grün mitten im Bodelschwingher Wald hervor. Als „Tempel der Ruhe“ bildet er das Zentrum eines Privatfriedhofes, der zum nahe-gelegenen Schloss Bodelschwingh gehört. Mehr als zwölf Monate dauerten die aufwändigen Restaurierungsarbeiten an dem kleinen Bauwerk – Anlass für die Denkmalbehörde Dortmund, diese Objekt als Denkmal des Monats April 2021 vorzustellen.

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Der frisch restaurierte "Tempel der Ruhe"

Alter Familiensitz

Der „Tempel der Ruhe“ gehört zum Schloss Bodelschwingh, einem der eindrucksvollsten und schönsten Wasserschlösser Westfalens. Urkundlich erwähnt wird es erstmals 1302 mit  Ritter Giselbert I. als Besitzer der Herrschaft. An dem ursprünglichen Bau aus dem 14. Jahrhundert sind über die Zeit zahlreiche Veränderungen vorgenommen worden, die sich am Geschmack und Komfortbedürfnis der jeweiligen Zeit orientierten. Gleichwohl schätzten und inte-grierten alle Bewohner dabei das Überkommene der vorherigen Generationen. So stellt sich heute die ganze Anlage von Herrenhaus, Vorburg und Park als ein geschlossenes Ensemble dar.

Romantische Grablege

Als Anfang des 19. Jahrhunderts der neue Friedhof angelegt wurde, stellte eine geradlinig verlaufende Ahornallee die Verbindung mit dem damals noch kleineren Schlosspark um das Herrenhaus her und folgte der aufkommenden romantischen Gefühlsästhetik. Es scheint so, als habe sich der ungekannte Schöpfer der Anlage am Kieler Gartentheoretiker Christian Cay Lorenz Hirschfeld orientiert, der 1780 schrieb: „Und diese Wirkungen können                Trauermonumente haben, die fast nirgends einen  schicklicheren Platz finden als in einem dunklen Waldrevier…Was könnte indessen leichter und anständiger seyn, als daß ein Gutsbesitzer, wenigstens für seine Familie, in einem Theil seines Parks, oder in irgend einem Walde, einen Begräbnisplatz anlegte, und ihn zur Unterhaltung sittlicher Gefühle einrichtete?“

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Der "Tempel der Ruhe" im Jahr 2017, ©Anneke Lamot
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Und hier nach der Restaurierung, ©Michael Holtkötter

Die anspruchsvollen Arbeiten, die sich nun den Stein- und Holzrestauratoren, den Zimmerleuten und Dachdeckern boten, plante und koordinierte eine Architektin. Die                denkmalfachliche Begleitung erfolgte durch Michael Holtkötter von der Denkmalbehörde der Stadt Dortmund, der dabei in Spezialfragen auf den Rat der Restauratoren des              Landesdenkmalamtes zurückgriff. 

Dass heute dieses erfreuliche Ergebnis präsentiert werden kann, ist dem Engagement der Eigentümer, der versierten Planer, der Restauratoren und Handwerker, aber auch der              Deutschen Stiftung Denkmalschutz zu verdanken, die die Restaurierung des „Tempels der Ruhe“ mit einer Spende von 100.000 Euro unterstützt hat. Ohne diese Gemeinschafts-Leistung besäße dieses schöne Beispiel einer klassizistischen Grabkultur wohl keine rosige  Zukunftsperspektive.

Text und Fotos: Stadt Dortmund

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