Objekt des Monats im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK)

Neues Spiel, neues Glück:
„Hopp-Hopp“ ist das Objekt des Monats Februar im MKK

Das Objekt des Monats Februar im MKK hat MKK-Volontärin Sandra Happekotte ausgesucht und beschrieben. Es ist der Etagen-Spieleautomat „Hopp-Hopp“ aus der Zeit um 1907. Zu finden ist er in der vierten Etage in der Abteilung „Neue Stadt“.  Zum Objekt des Monats Februar 2022 heißt es:
Münzbetriebene Spieleautomaten gibt es in Deutschland seit der Jahrhundertwende um 1900, inzwischen vor allem in elektronischer Form. Die Idee der Automatik und die ersten Versuche kamen bereits in der Antike auf: Der griechische Mathematiker Heron von Alexandria berichtet im 2. Jh. v. Chr. von einem Automaten, der gegen ein Fünfdrachmenstück Weihwasser spendet.

Objekt des Monats: Etagen-Spiel-Automat

Bis ins 19. Jahrhundert entstanden Automaten als Unikate von unschätzbarem Wert. Der breiten Masse waren diese Wunderwerke der Mechanik nur bei Jahrmärkten oder Varietés zugänglich. Erst mit der Industrialisierung avancierten sie zum Freizeitvergnügen. Mit der Verstädterung und dem stetigen Wachstum der Bevölkerung entstanden Absatzmärkte, die das gewinnbringende Aufstellen begünstigten. 
Automaten traten als Musikboxen oder Waren- und Spieleautomaten in Erscheinung. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts sind sie vorwiegend in den USA vertreten. Die Gebrüder Stollwerk brachten sie mit nach Europa. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begannen dann auch Fabrikanten in Berlin, Dresden und Leipzig mit dem Bau münzbetriebener Spieleautomaten, z.B. Sportspieleautomaten, an denen man die eigenen Kräfte messen, boxen oder Fußball spielen konnte, sowie sein Glück oder die Geschicklichkeit testen konnte.
Als sich im 19. Jahrhundert in den Städten das Freizeitverhalten von Jahrmarktsspektakeln hin zu gastronomischen Betrieben verlagerte, definierten Spieleautomaten in Gaststätten und Kneipen die Unterhaltungskultur. Für den Etagenspielautomaten „Hopp-Hopp“ war das genau der richtige Aufstellungsort, denn als Hauptgewinn lockte – gegen einen Einsatz von 5 Pfennigen – ein frisch gezapftes Bier.
Das Spielprinzip ist ebenso simpel wie das schlichte Design des Holzkastens. Ziel des Spiels ist es, eine Münze in die metallenen Auffangschalen zu schleudern. Die trichterförmigen Fangschalen sind absteigend von oben nach unten angeordnet und bilden quasi vier Etagen.

Objekt des Monats (r) mit Spielautomat „Bajazzo (l).

Nach Einwurf des Geldstücks in den Einwurfschlitz an der rechten Seitenwand gilt es, die Münze mithilfe des Hebels unter dem Münzeinwurf in die Fangschale zu schleudern. Wird eine Schale auf der ersten bis dritten Etage getroffen, fällt die Münze anschließend wieder in den Schacht, löst dabei eine Feder aus, die einen Buchstaben im Sichtfenster erscheinen lässt. Anschließend rollt die Münze wieder in den Schleuderschacht und kann erneut gespielt werden.
Schleudert man die Münze zu schwach oder zu fest, fällt diese an den Schächten vorbei – das Spiel ist vorbei. Wird die vierte Gewinnetage getroffen, kann der Hebel an der rechten Seitenwand gezogen werden, um aus dem Münzauswurf eine Wertmarke zu entnehmen. Die kann dann – je nach Markenwert – gegen ein Getränk eingetauscht werden. Sollten aber alle vier Etagen nacheinander getroffen werden, erscheint im Sichtfenster das Wort „Bier“, und der*die Gewinner*in erhält an der Theke ein frisch gezapftes Bier.
Wenn die Schankzeiten vorbei waren oder an Tagen, an denen der Ausschank von Alkohol gänzlich verboten war, konnte man „Hopp-Hopp“ schließen. Dazu musste nur das Rollo zwischen dem Spielmechanismus und der Glasscheibe herunter gezogen werden.

Quelle: MKK, Foto: links – Joana Maibach, MKK; Fotos rechts: K.N.

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