Mehrheit im Umweltausschuss für Antrag der Grünen
Schluss mit dem ungehemmten Wachstum der Steinwüste: Die Stadt Dortmund soll in neuen Bebauungsplänen nur noch bepflanzte Vorgärten akzeptieren. Diesem Antrag der Bündnisgrünen stimmte jetzt der Ausschuss für Umwelt und Stadtentwicklung zu. Mit der Forderung, den Trend zu Schotter-, Kies- und Betonflächen vor Neubauten zu stoppen, rannten die Grünen allerdings offene Türen ein. Planungsdezernent Ludger Wilde hatte bereits im Sommer einen entsprechenden Zusatz bei neuen Bebauungsplänen angekündigt. Er zeigte sich daher durchaus erfreut, dass die Politik die Meinung der Verwaltung in diesem Punkt unterstütze.
Die Westfalenmetropole steht mit derartigen Vorgaben längst nicht allein; andere Kommunen im ganzen Land – von Xanten bis Halle – haben bereits die Notbremse gegen zunehmende „Versteinerung“ gezogen. Ein zweiter Wunsch der Grünen, auch in bestehenden Wohngebieten eine entsprechende Regelung vozuschreiben, so wie es bei der Dachbegrünung der Fall ist, stieß allerdings beim Chef der Planungsverwaltung und den anderen Fraktionen auf wenig Begeisterung. Niemand solle zur Umgestaltung gezwungen werden. Der freiwillige Weg zurück zum Garten sei vorzuziehen, meinen die Kritiker.
Kein Zwang zur Umgestaltung geplant
Dass Überzeugungsarbeit möglich ist, zeigen Beispiele aus Süddeutschland, wo Bürger schon vor einigen Jahren Allianzen gegen die Wüstengärten geschmiedet haben – unter Beteiligung bekannter Gärtnerpersönlichkeiten wie Dieter Gaißmayer, dem renommierten Staudenspezialisten aus dem bayerischen Illertissen. Er ist Mitgründer der dortigen Gesellschaft für Gartenkultur. Sie hat sich u.a. zum Ziel gesetzt, Menschen zur „Entsteinung“ ihrer Gärten zu inspirieren: Gegen Vorlage einiger Steine vom eigenen Grundstück bekommen die Veränderungswilligen nicht nur gute Tipps, sondern auch einen Bodenaktivator geschenkt, damit der Weg zum insektenfreundlichen Blütenbeet leichter gelingt.
Steingärten haben übrigens eine lange Tradition, allerdings nicht die heute beliebte Version in monotonem Grau. Alpine Gärten mit Hochgebirgspflanzen sind schon lange bekannt, stellen aber besondere Anforderungen. Sie sind für Gartenanfänger ohne Unterstützung nicht so leicht realisierbar. Dagegen können Schotter- und Kiesbeete mit trockenheitsresistenten Kräutern, Stauden und kleinwüchsigen Gehölzen durchaus auch Laien gelingen. Winterharte mediterrane oder amerikanische Arten wie Yucca, Lavendel, Salbei, Heiligenkraut und Rosmarin ertragen Hitze und Trockenheit ohne Probleme, wenn sie erst einmal eingewachsen sind. Graues, filziges oder wasserspeicherndes Blattwerk weist auf solche Eigenschaften hin.
Kiesgärten brauchen Platz an der Sonne
Wichtige Voraussetzung, um aus der Schotter- oder Kiesfläche einen Garten wie am Mittelmeer zu machen, ist die vollsonnige Lage. Im Schatten sind Steinbeete zum Scheitern verurteilt. Sie vermoosen, in feuchten Fugen bleiben Blätter hängen; Wildkräuter und Gehölzsamen keimen und schicken ihre Wurzeln schnell nach unten, wo sie sich im untergelegten Vlies verankern. Versucht man die Sämlinge auszuziehen, wird die ganze Konstruktion beschädigt. Betroffene greifen dann zur Giftspritze, flämmen und kärchern, um den unerwünschten Zugriff von Mutter Natur rückgängig zu machen. So ist das Versprechen, eine pflegeleichte Gestaltung gewählt zu haben, eindeutig nicht einzuhalten. Auch die in schattige Lage gepflanzten, einzelnen Koniferen werden hier oft kränkeln. Erstens mögen Nadelgehölze mit Ausnahme der Eibe keinen Schatten, zweitens bekommt ihnen kalkhaltiger Schotter schlecht, da die meisten Arten neutralen bis leicht sauren Boden bevorzugen.
Was kann man also tun, wenn man einen gar nicht oder wenig besonnten Vorgarten gestalten möchte? Schattenverträgliche Stauden sind die Lösung. Richtig kombiniert, bieten sie Blattwerk und Blüten rund ums Jahr. Elfenblumen, winterharte Alpenveilchen, Immergrün, Christ- und Lenzrose, Sterndolde und viele Blumenzwiebeln gedeihen im Halb- oder Vollschatten. Für sonnige Lagen bietet sich ein pflegeleichter Präriegarten an, der ohne große Steinmengen auskommt. Allerdings kann ein leicht sandiger, durchlässiger Boden von Vorteil sein. Schwerer Lehm lässt sich mit Sand und Split auflockern.
Staudenpakete helfen Laien bei der Anlage
Die richtigen Pflanzen für den jeweiligen Standort und Gartenstil zu wählen, ist heute kein Problem mehr. Der Bund Deutscher Staudengärtner, der Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof in Weinheim, die Bayerische Gartenakademie Veitshöchheim und Weihenstephan informieren auf ihren Webseiten und bieten Informationen zum Download an. Überdies gibt es inzwischen komplette Staudenpakete für alle möglichen Stile und Standorte. Zu den bekanntesten gehören die Weinheimer Präriemischungen und der „Silbersommer“ des Bundes Deutscher Staudengärtner. Sind die Stauden einmal eingewachsen, sollen nach offiziellen Angaben zwei bis drei Pflegegänge pro Jahr für derartig gestaltete Flächen ausreichen.
Wer außer den Stauden noch ein Gehölz möchte, damit die Meisen einen Landeplatz finden, sollte sich an einen Baumschulbetrieb oder an ein gut sortiertes Gartencenter wenden. Dort findet man sogar Zwerggehölze für sehr kleine Vorgärten. Bleibt noch der Parkplatz: Muss das eine graue Betonfläche sein? Eine preisgünstige und ansehnliche Alternative sind wasserdurchlässige Gittersteine, die mit Erde aufgefüllt und mit Rasen eingesät werden.
Ideen und praktische Tipps gibt es in Dortmund bei verschiedenen Organisationen und Vereinen wie dem NABU, den Rosen- und Staudenfreunden sowie im Westfalenpark und Botanischen Garten Rombergpark. Auch die Senkgärten an den Rosenterrassen zeigen Beispiele naturnaher Staudenverwendung.